Daten, Fakten, Hintergründe zum Thema Landminen und Streumunition
Minenräumung in Kambodscha
Foto: terre des hommes
Über die Zahl der verlegten Landminen gibt es nur Schätzungen. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind über 60 Millionen Landminen in mehr als 70 Ländern dieser Welt verlegt. Etwa die gleiche Anzahl von Minen soll sich noch in militärischen Depots befinden. Ähnlich dürfte die Größenordnung in Bezug auf bislang eingesetzte Streubomben bzw. Streumunition sein (Streubomben). Fest steht, dass heute in 75 Länder noch mehrere Milliarden Streumunitionen lagern. Darüber hinaus wurde diese Waffe in bislang mindestens 26 Staaten und Regionen militärisch genutzt, was Millionen Blindgänger zur Folge hatte und bislang zehntausende Tote und Verletzte forderte.
Die tödliche Plage
Die Folgen des Einsatzes von Minen und Streumunition sind katastrophal. Insbesondere für die Zivilbevölkerung sie ein anhaltendes und lebensgefährliches Risiko dar. Hinzu kommt, dass verminte Ackerflächen für die Bewirtschaftung nicht genutzt werden können. Dieses Problem stellt sich vor allem in armen Ländern, wo Lebensmittel ohnehin knapp sind.
Mehr als 20.000 Menschen werden jedes Jahr durch Minen- und Blindgängerexplosionen verletzt oder getötet. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass jedes dritte beziehungsweise vierte Opfer ein Kind ist. Kinder sind besonders gefährdet, weil sie Warnschilder nicht erkennen oder lesen können. Sie sind aber auch deshalb stärker betroffen, weil Verletzungen, die bei Erwachsenen heilen, bei Kindern oft tödliche Folgen haben. Verliert ein Kind durch eine Mine seine Gliedmaßen, braucht es alle sechs bis neun Monate eine neue Prothese, die an den wachsenden Körper angepasst werden muss.
Die »Philosophie« von Mine und Streumunition
Mine vom Typ »Schmetterling«
Anti-Personen-Minen wurden ursprünglich von den Militärs entwickelt, um Geländeabschnitte gegen feindliche Truppen zu sperren. Durch Verminung sollten die eigenen Stellungen gegen nachrückende Truppen gesichert werden. Doch der Einsatz von Minen folgte schon bald (auch) einer anderen Strategie: Je mehr Minenopfer der Gegner auf seinem Vormarsch zu versorgen hatte, umso mehr wurde seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Opfer von Minen waren deshalb in früheren Zeiten hauptsächlich Soldaten.
Mittlerweile haben sich die Kriegziele und –szenarien grundlegend geändert. Heute sind Zivilisten immer häufiger Ziel militärischer Operationen, obwohl dies ein klarer Verstoß gegen die Bestimmungen der Genfer Konvention ist. Bei den aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen handelt es sich in der Mehrheit um so genannte »innerstaatliche Konflikte«. Das bedeutet: In erster Linie sind es nicht mehr hochgerüstete Nationalstaaten, die sich bekämpfen, sondern staatliche Armeen, Söldnerheere, paramilitärische Verbände und Guerillatruppen, die sich feindlich in einem Land gegenüberstehen. Plünderungen, Vergewaltigungen, »ethnische Säuberungen« und Massaker sind Bestandteil der Kriegsführung. Vor allem Landminen haben sich dabei als besonders wirkungsvolle Waffe zur Terrorisierung der Zivilbevölkerung erwiesen. Sie sind billig und in großer Stückzahl auf den internationalen Waffenmärkten zu beschaffen. Minen sind in ihrer Wirkung grausamer als viele andere Kleinwaffen. Minen terrorisieren auch dann noch die Menschen, wenn der Krieg längst vorbei ist.
Streumunitionen werden vor allem von den nationalen Streitkräften eines Landes dazu verwendet, um große Flächen gegnerischen Terrains effizient zu zerstören. Aufgrund der hohen Blindgängerquoten haben sie jedoch de facto den gleichen Effekt wie Landminen. Streumunitionen sind nach militärischem Kalkül zum einen gegen militärische Einrichtungen, wie Geschützstellungen und Flugplätze, aber auch gegen Menschen gerichtet.
Der »ewige« Fluch der Mine
Minen und minenähnliche Waffen stellen heute eines der größten Entwicklungshemmnisse in ehemaligen Kriegsgebieten dar:
- Minen und Splitterbomben blockieren den lebenswichtigen Zugang zu Wasserstellen. Sie stellen eine ständige Gefahr für die Zivilbevölkerung dar;
- die Rückkehr von Flüchtlingen in ihre Heimat wird aufgrund der Verminung erschwert; damit auch der Wiederaufbau zerstörter Dörfer und Regionen behindert;
- Landwirtschaftliche Flächen, die vermint wurden, stehen für die Bewirtschaftung nicht zur Verfügung; die Selbstversorgung der Bevölkerung beeinträchtigt.
Leider sind es vor allem die ärmsten Länder der Erde, die nach langjährigen Bürgerkriegen unter den Folgen der Verminung zu leiden haben. Dazu zählen Mosambik, Kambodscha, Angola und Afghanistan. Die meisten dieser Länder haben nicht die finanziellen und technischen Mittel, um flächendeckende Minenräumung zu betreiben. Vor diesem Hintergrund können fehlende Zukunftsperspektiven und wirtschaftliches Elend sogar zur Ursache erneuter kriegerischer Auseinandersetzungen werden. Minenräumaktionen sind daher dringend notwendig, auch wenn sie viel Geld kosten. Der Vertrag von Ottawa (Link auf »Ottawa-Konvention.doc«) appelliert an Unterzeichnerstaaten, mehr Geld für Minenräumung bereitzustellen. Leider sind die bisherigen Programme und internationalen Aufwendungen noch unzureichend.
Quelle:
www.tdh.de/content/themen/weitere/landminen/daten_fakten.htm