Bericht des Pentagons
Große Bodenschatzvorkommen in Afghanistan
In Afghanistans Boden sollen Bodenschätze im Wert von Hunderten Milliarden Dollar ruhen. Besonders Lithium ist für die Computerindustrie interessant. Es ist ein Hoffnungsschimmer für das bitterarme Krisenland, doch zugleich könnte es der Auftakt für neue Konflikte sein.
Von Rüdiger Paulert, WDR-Hörfunkstudio Washington
Was Saudi Arabien fürs Öl ist, könnte Afghanistan für Lithium werden, so zitiert die angesehene Zeitung "New York Times" aus einem Bericht des amerikanischen Verteidigungsministeriums. Sie bestätigt damit Berichte des Britischen Geologischen Instituts aus dem Jahr 2008. Damals hatten die britischen Forscher Afghanistan auf Platz zwei bei den weltweiten Lithium.Vorkommen gesehen, direkt hinter Kanada.
Weitere Metalle vorhanden
[Bildunterschrift: In den Bergen Afghanistans sollen viele wertvolle Rohstoffe lagern. ]
Doch nicht nur Lithium, das für Batterien und Computer von großer Bedeutung ist, auch andere Rohstoffe listet das amerikanische Verteidigungsministerium auf. Besonders groß sind die Kupfer- und Eisenerz-Vorkommen in Afghanistan. Zusammen haben sie im Moment einen Wert von 700 Milliarden Dollar, heißt es nach Angaben der "New York Times" in Papieren des Pentagons.
Vorkommen schon länger bekannt
Dabei sind diese Informationen nicht ganz neu. Afghanische Geologen ließen Anfang der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts während des afghanischen Bürgerkriegs und der Herrschaft der Taliban die Landkarten mit den Rohstoffvorkommen verschwinden. 2004 gaben sie ihre Informationen an die Amerikaner weiter, die jetzt, da der Krieg gegen die Taliban nicht so recht vorankommt, damit in die Öffentlichkeit gingen und die Papiere der "New York Times" zuspielten.
Perspektive oder Katastrophe?
Dahinter dürfte die Hoffnung stehen, den Afghanen zumindest langfristig eine wirtschaftliche Perspektive abseits vom Sold für Kämpfer durch die Taliban aufzuzeigen. Gleichzeitig könnten die Rohstoffvorkommen das Land für internationale Investoren attraktiv machen; denn die Afghanen verfügen weder über ausreichende Kenntnisse für die Rohstoffgewinnung noch über das nötige Geld, um die Ausbeutung der Rohstoffadern zu finanzieren.
Auf der anderen Seite aber könnten die nun bekanntgewordenen Informationen auch die Taliban zu noch größerem Widerstand herausfordern, zumal die Erschließung der Rohstofffelder viele Jahre dauern wird. Erst dann nämlich könnte die breite Masse der Menschen in Afghanistan durch Arbeitsplätze und Einkommen davon profitieren. Und selbst das ist nicht gesichert.
Profiteure lauern bereits
Da es Korruption bis in höchste Regierungskreise gibt, könnte am Schluss eine Handvoll von Oligarchen mit guten Beziehungen zur Regierung vom Rohstoffreichtum allein profitieren. Schon im letzten Jahr behaupteten die Amerikaner, sei einem Vertrag mit den Chinesen zum Kupferabbau mit einem 30 Millionen Dollar Schmiergeld an den zuständigen Minister der Weg bereitet worden. Aufgeklärt wurden die Vorwürfe nie. Aber der Mann musste gehen.