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Irakische Al-Kaida-Spitze getötet
Einen "vernichtenden Schlag" hat US-Vizepräsident Biden die Tötung der beiden wichtigsten Al-Kaida-Anführer im Irak genannt. US- und irakische Truppen hatten die beiden seit Jahren verfolgt. Der Schlag kam angesichts des politischen Vakuums in Bagdad offenbar zum richtigen Zeitpunkt.
Von Felix de Cuveland, ARD-Hörfunkstudio Amman
Ray Odierno präsentierte sich selbstbewusst: "Es dürfte der härteste Schlag sein, den Al Kaida in diesem Land bislang einstecken musste," erklärte der Oberkommandierende der US-Truppen im Irak.
Die Führungsspitze von Al Kaida im Irak: al Bagdadi (links) und al Masri.
In einer gemeinsamen Aktion hätten US-Truppen und irakische Einheiten die beiden Spitzenleute des Terrornetzwerks getötet. Es handelt sich um Abu Omar al Bagdadi und Abu Ajub al Masri. Beide waren seit Jahren gesucht worden und sollen für eine Vielzahl schwerer Anschläge verantwortlich sein. Aufgespürt wurden sie laut Odierno in der Provinz Salaheddin nördlich von Bagdad.
Erfolg zum gelegenen Zeitpunkt
Der Erfolg im Kampf gegen Al Kaida kommt den USA und der irakischen Regierung gelegen. In letzter Zeit hatten die Anschläge wieder zugenommen, zugleich ist die politische Führung in Bagdad wegen des Streits um die Ergebnisse der Parlamentswahl im März gelähmt. Das hatte die Zweifel genährt, ob Stabilität im Irak überhaupt in absehbarer Zeit erreichbar ist.
Der amtierende Regierungschef Nuri al Maliki konnte sich jetzt teilweise mit der Forderung nach einer Neuauszählung der bei der Parlamentswahl abgegebenen Stimmen durchsetzen. Das wird nun zumindest in der Hauptstadt Bagdad geschehen.
Überraschungen nicht ausgeschlossen
Der irakische Ministerpräsident al Maliki (links) und sein Herausforderer, Ex-Regierungschef Allawi
Es war eine Wahl ohne klaren Sieger gewesen. Maliki, der schiitische Regierungschef, landete schließlich mit seinem Bündnis namens "Rechtsstaat" knapp hinter seinem Hauptkonkurrenten Ijad Allawi. Dessen "Iraqija"-Liste hatte 91 Sitze erhalten, zwei mehr als Malikis Bündnis. Der Regierungschef, dem seine Gegner vorwerfen, an seinem Amt zu kleben und die Macht nicht abgeben zu wollen, hatte sofort mit Hinweisen auf Unregelmäßigkeiten bei der Wahl reagiert. Überraschungen sind nicht ausgeschlossen, wenn die Stimmzettel jetzt in Bagdad überprüft werden. Schließlich war das Ergebnis denkbar knapp.
Die unklare Situation hat zu einem politischen Stillstand in Bagdad geführt, der von einer Zunahme der Anschläge begleitet wird. Alle Seiten versichern zwar, dass die Führungskrise so schnell wie möglich beigelegt werden soll, praktisch bewegt sich aber kaum etwas. Die Zeit drängt, Ende August sollen die amerikanischen Kampftruppen den Irak komplett verlassen haben.
Unterschiedliche Ausrichtungen
Maliki und Allawi stehen für unterschiedliche Ausrichtungen der irakischen Politik.
Beide hatten sich für einen starken Gesamtstaat Irak eingesetzt, wobei Regierungschef Maliki zugleich seine Bindung an das schiitische Lager unterstrichen hatte. Allawi hatte dagegen alle religiösen Einflüsse auf die Politik kritisiert. Er konnte damit einen Großteil der sunnitischen Stimmen holen, Maliki punktete vor allem bei schiitischen Wählern.