Guttenberg kündigt Bundeswehr-Werbung in "Bild" an
Minister kündigt Kampagne an
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg will von März an in einer breit angelegten Medienkampagne für den Dienst in der Bundeswehr werben. Die Werbeaktion wird nach Angaben des Verteidigungsministeriums bis Dezember in Fernsehen, Radio und Printmedien laufen.
Voraussichtlich im April liege der Schwerpunkt bei "Bild", "Bild am Sonntag" und "Bild.de". In dieser Phase sollen besonders Mannschaftsdienstgrade angesprochen werden.
Trittin: "Schmutziger Deal"
Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin hielt Guttenberg im Bundestag einen "schmutzigen Deal" mit den Springer-Medien vor. Er monierte, dass der Minister für die Werbekampagne zunächst nur Medien dieses Konzern nutzen wolle. Gleichzeitig sei es eine "Konstante" im politischen Wirken Guttenbergs, dass er immer darauf geachtet habe, von diesen Medien unterstützt zu werden.
Springer-Sprecher: Redaktion und Anzeigenabteilung streng getrennt
[Bildunterschrift: Titelseite der Bildzeitung vom 24. Februar. Am Tag zuvor hatte das Blatt seine Leser zu einem "Guttenberg-Entscheid" aufgerufen. ]
Der Sprecher des Medienkonzerns Axel Springer, Tobias Fröhlich, wies die Vorwürfe strikt zurück: "Die Redaktion hat erst heute aus den Medien von der Anzeigenkampagne erfahren." Anzeigenbereich und Redaktion arbeiteten bei dem Konzern streng getrennt. "Einen Zusammenhang zwischen der aktuellen Berichterstattung über Minister zu Guttenberg und den Werbemaßnahmen der Bundeswehr herzustellen ist absurd und lächerlich." Die von der Bundeswehr beauftragte Agentur sei bereits Ende vergangenen Jahres mit dem Vermarktungsbereich von Axel Springer in Kontakt getreten, sagte Fröhlich.
Ex-"BamS"-Chef: "Guttenberg ist Teil des Hauses 'Bild'"
Der Politikberater und ehemalige "Bild am Sonntag"-Chefredakteur bezeichnet das Verhältnis von Guttenberg und der Springer-Bouelevardpresse als "Win-win-Situation". "Guttenberg hat sich selbst immer gut verkauft, und mit Guttenberg verkauft man gut", so Spreng in einem Interview mit dem Deutschlandradio (sehr interessant! - d.Red.). Hinzu komme, dass sich die "Bild" als Sprachrohr der Mehrheitsmeinung der Deutschen sehe und offenbar davon ausgehe, dass Guttenberg noch immer sehr beliebt sei. Zwischen dem Hause Guttenberg und der "Bild" gebe es enge Verbindungen. "Die 'Bild'-Zeitung ist Teil des Hauses zu Guttenberg oder zu Guttenberg ist Teil des Hauses 'Bild'", so Spreng in dem Interview.
- Guttenberg und die Medien, EinsExtra 10:30 Uhr [Jasmin Klofta, NDR]
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Wehrpflicht-Reform im Bundestag
Auch im Bundestag warb Guttenberg für seine Pläne zur Bundeswehrreform. "Die Verpflichtung zum Grundwehrdienst ist heute sicherheitspolitisch nicht mehr begründbar", sagte der CSU-Politiker. Wichtig sei heute eine stärkere Einsatzorientierung. Nicht ein großer Umfang zähle, sondern hochprofessionelle Soldaten.
Das geplante Ende der Wehrpflicht zur Jahresmitte fand auch bei der Opposition breite Unterstützung. Kritik gab es trotzdem. SPD-Chef Sigmar Gabriel warf der Regierung vor, die Reform in erster Linie als Möglichkeit zum Sparen zu sehen, was Soldaten gefährden könne. Zudem sei die Aussetzung der Wehrpflicht schlecht vorbereitet. Die Grünen kritisierten dagegen, die Aussetzung der Wehrpflicht komme zu spät. Die Linkspartei begrüßte zwar im Grundsatz die geplante Aussetzung der Wehrpflicht, kritisierte aber die Umstellung auf eine Freiwilligenarmee. Freiwillig melden würden sich verstärkt Männer aus sozial schwachen Gebieten.
Guttenberg hat mehr Zeit zum Sparen
Auch Guttenberg räumte ein, die Nachwuchsgewinnung werde eine große Herausforderung. In dem Zusammenhang stellte der Verteidigungsminister von ihm geforderten Sparbeiträge für die Haushaltskonsolidierung erneut infrage. Offenbar mit Erfolg: Überraschend lockerte Finanzminister Wolfgang Schäuble das Spardikatat für den Verteidigungsbereich. Nach dem neuen Etatrahmen hat Guttenberg nun bis Ende 2015 Zeit, die vorgesehenen gut 8,3 Milliarden Euro bei der Bundeswehr einzusparen - ein Jahr länger als geplant. Guttenberg hatte lange mit Schäuble gerungen und argumentiert, dass die Bundeswehrreform mit dessen Sparvorgaben nicht zu finanzieren sei.
Stand: 24.02.2011 17:44 Uhr