Es ist fast vollbracht - Bevölkerung soll aufatmen
Katastrophenhilfe, Bewaffnete Sanitätseinsätze, friedenserzwingenden Maßnahmen, Stabilisierungseinsatz, robustes Mandat, kriegsähnliche Zustände - jetzt umgansprachlicher Krieg
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Diskussion über Gefecht am Karfreitag
Guttenberg weist Kritik an Afghanistan-Strategie zurück
Nach den schweren Kämpfen zwischen Bundeswehr und Taliban im Norden Afghanistans hat Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg Kritik an der deutschen Strategie in Afghanistan zurückgewiesen. Die Geschehnisse am Karfreitag seien nicht Ausdruck eines Scheiterns der neuen Afghanistan-Strategie der Bundesregierung, die bis Sommer oder Herbst umgesetzt werden solle. Auch künftig müsse mit Toten oder Verwundeten gerechnet werden.
Den Taliban-Hinterhalt nannte er einen "perfiden Anschlag" auf die Bundeswehr und brachte den Angehörigen der Toten sein "tiefst empfundenes Mitgefühl" zum Ausdruck. Den Verwundeten wünschte er "beste und auch schnelle Genesung".
Krieg ja - umgangssprachlich
Angesichts der Eskalation der Gewalt distanzierte sich Guttenberg von der früheren Sprachregelung, wonach die Deutschen in Afghanistan einen Stabilisierungseinsatz durchführten. Auch wenn es nicht jedem gefalle, könne man "umgangssprachlich von Krieg reden", sagte er. Gleichzeitig betonte Guttenberg aber, dass "Krieg im juristischem Sinne etwas anderes" sei. "Worthülsen" wie "nicht-internationaler bewaffneter Konflikt" und Ähnliches kaschierten aber die extrem schwierige Situation nur. Guttenberg hatte die Situation in dem Krisengebiet zuvor bereits schon als "kriegsähnlich" bezeichnet und sich damit deutlich vom Sprachgebrauch seines Amtsvorgängers Franz Josef Jung abgegrenzt.
Gleichzeitig verurteilte Guttenberg "pauschale Urteile" über die Ausrüstung der Bundeswehr am Hindukusch. Die Taliban seien bei ihrem Hinterhalt am Karfreitag äußerst professionell vorgegangen. Die Bundeswehr habe Aufklärungsmittel vor Ort gehabt und diese auch eingesetzt. "Wenn sich ein Gegner lange genug in einem Graben tarnt, dann können sie noch so oft eine Drohne darüber fliegen lassen und werden ihn im Zweifel nicht erkennen", betonte der CSU-Politiker.
Kujat: Unzureichende Ausrüstung, zu wenig Soldaten
[Bildunterschrift: Kujat: "Die Taliban kennen das Gelände, sie sind überlegen. Das muss man doch irgendwie ausgleichen" ]
Guttenberg reagierte damit auf den früheren Generalinspekteur Harald Kujat, der die Ausrüstung der Bundeswehr als unzureichend bezeichnet hatte. "Unsere Soldaten sind dort nur in diese Lage geraten, weil sie - wie so oft - nicht mit den nötigen modernen Aufklärungssystemen ausgerüstet sind", sagte Kujat der "Welt am Sonntag". "Die Taliban kennen das Gelände, sie sind überlegen. Das muss man doch irgendwie ausgleichen", sagte er der Zeitung.
Weiter kritisierte Kujat, dass die deutschen Einsatzkräfte nicht in der notwendigen Zahl in Afghanistan stationiert seien. Die neue Mandatsobergrenze von 4500 plus 500 Mann Reserve reichen seiner Ansicht nach nicht aus. Mehr Ausbildung und weniger Kampftruppen, das sei der falsche Ansatz. Kujat war von 2000 bis 2002 Generalinspekteur und anschließend bis 2005 auch Vorsitzender des NATO-Militärausschusses.
"Ausgesprochen ärgerlich, wenn so etwas passiert"
[Bildunterschrift: Nur noch eine Blutlache zeugt vom Tod afghanischer Soldaten in der Provinz Kundus. ]
Verteidigungsminister zu Guttenberg sprach während der Pressekonferenz in Bonn auch den afghanischen Familien sein Mitgefühl aus, deren Angehörige irrtümlich durch Beschuss der Bundeswehr getötet worden waren. Der Vorfall werde jetzt intensiv untersucht, berichtete der Minister. Er nannte es "ausgesprochen ärgerlich, wenn so etwas passiert". Bundeswehr-Soldaten hatten am Karfreitag versehentlich sechs afghanische Soldaten erschossen, die sich in zivilen Fahrzeugen einem Kontrollpunkt genähert hatten.
Abschied von den getöteten Kameraden
Am Morgen hatten die im Norden Afghanistans stationierten Bundeswehr-Soldaten Abschied von ihren getöteten Kameraden genommen. Im Feldlager Kundus erwiesen sie den drei zwischen 25 und 35 Jahre alten Fallschirmjägern der Luftlandebrigade 31 die letzte Ehre. "Wir haben alle gehofft, dass wir diesen Tag niemals erleben müssen. Die Hoffnung wurde am 2. April jäh zerstört", sagte der ISAF-Kommandeur für Nordafghanistan, Brigadegeneral Frank Leidenberger.
Danach wurden die Leichen nach Deutschland geflogen. Die Maschine landete am späten Nachmittag auf dem militärischen Teil des Flughafens Köln-Wahn. Die vier schwer verletzten Soldaten waren bereits am Samstag nach Deutschland geflogen worden. Sie werden im Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz medizinisch versorgt.
Stand: 04.04.2010 17:40 Uhr
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Deutschlandfunk - Sonntag, 04. April 2010 18:00 Uhr
Guttenberg weist Kritik an Afghanistan-Strategie der Bundesregierung zurück
Nach den jüngsten schweren Zwischenfällen in Afghanistan hat Bundesverteidigungsminister zu Guttenberg Kritik an der deutschen Strategie in dem Land zurückgewiesen. In einer Lage, die man umgangssprachlich als Krieg bezeichnen könne, seien unerwünschte Situationen nie ausgeschlossen, betonte Guttenberg in Bonn. Der Einsatz am Hindukusch bleibe gefährlich, aber auch alternativlos, sagte der CSU-Politiker zu Forderungen nach einem sofortigen Abzug aus Afghanistan.Er verurteilte den Anschlag auf deutsche Soldaten erneut als perfide Tat und entschuldigte sich für die Tötung von sechs afghanischen Sicherheitskräften durch die Bundeswehr. Guttenberg wies zugleich Vorwürfe zurück, die deutschen Soldaten in Afghanistan seien schlecht ausgerüstet. Am Vormittag hatten in Kundus die dort stationierten Soldaten Abschied von ihren drei getöteten Kameraden genommen. Die Maschine mit den Särgen der Opfer landete unterdessen auf dem Flughafen Köln/Bonn.
Afghanistan: Regierungs-Airbus fliegt tote Soldaten nach Deutschland aus
Die Särge mit den drei bei Gefechten in Afghanistan getöteten Bundeswehrsoldaten sind auf dem Weg nach Deutschland. An Bord der Regierungsmaschine von Entwicklungsminister Niebel werden sie am späten Nachmittag auf dem Flughafen Köln/Bonn erwartet. Niebel hatte zuvor seinen Aufenthalt in Afghanistan verlängert und an der Trauerfeier im Feldlager Kundus teilgenommen. Bereits gestern waren die vier bei dem Einsatz schwer verletzten Soldaten ausgeflogen worden. Zwei von ihnen wurden noch in der Nacht im Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz operiert. Ihr Gesundheitszustand sei stabil, heißt es. Verteidigungsminister zu Guttenberg hat den Angehörigen der der Opfer noch einmal sein Mitgefühl ausgedrückt. Seine Gedanken und Gebete seien bei ihnen, sagte er in Bonn.
Deutschlandfunk - Sonntag, 04. April 2010 15:00 Uhr