Nicht in unserem Namen
"Im Namen ihres Vaterlandes"
Deutschlandfunk - Nachrichten - Freitag, 09. April 2010 18:00 Uhr
Trauerfeier für getötete Bundeswehrsoldaten
Mit einer Trauerfeier haben Angehörige und Politiker der drei in Afghanistan getöteten Bundeswehrsoldaten gedacht. In seiner Ansprache in der St.-Lamberti-Kirche im niedersächsischen Selsing bezeichnete Verteidigungsminister zu Guttenberg den Bundeswehreinsatz als Krieg und die Toten als Gefallene. Von der Gesellschaft forderte er deshalb mehr Rückhalt für die Soldaten, die im Namen ihres Vaterlandes Dienst in Afghanistan leisteten. Auch Bundeskanzlerin Merkel verteidigte den Bundeswehreinsatz. Die Soldaten kämpften in Afghanistan für die Sicherheit Deutschlands. Im Namen der Regierung sprach sie den Verwandten und Freunden der Getöteten ihr Beileid aus. Es war das erste Mal, dass die Bundeskanzlerin an solch einer Trauerfeier teilnahm. - Die drei Fallschirmjäger im Alter zwischen 25 und 35 Jahren waren am Karfreitag bei Gefechten mit Taliban ums Leben gekommen. Acht weitere Soldaten wurden dabei verletzt. Bisher starben 39 deutsche Soldaten bei ihrem Einsatz in Afghanistan. Heute wurden Bundeswehrsoldaten in Nord-Afghanistan erneut Ziel eines Anschlags. Dabei gab es weder Tote noch Verletzte. Nach Angaben des Einsatzführungskommandos wurde ein Geländewagen bei der Explosion eines Sprengsatzes beschädigt.
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Donnerstag, 15. April 2010 08:50 Uhr
Kampf um Afghanistan schon an der Heimatfront verloren ?
"Drei neue Totentafeln musste er enthüllen, begleitet von Meldungen, dass nun schon fast zwei Drittel der Deutschen den Abzug aus Afghanistan forderten. Wenn es den westlichen Verbündeten und damit auch der Bundesregierung nicht gelingt, besser zu begründen, warum und wofür ihre Soldaten in einem fernen Land ihr Leben riskieren müssen, dann geht der Kampf um Afghanistan schon an der Heimatfront verloren", mahnt die F.A.Z.
Kriegstaugliche Bewaffnung
"Bis zur vergangenen Woche durfte der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan kein Krieg sein - weder was die Wortwahl, noch was die Ausrüstung anging", stellt die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG aus Heidelberg fest.
"So mussten die Soldaten mit leichter Bewaffnung und ohne eine ausreichende Anzahl gepanzerter Fahrzeuge in den Kampf gegen die Taliban ziehen - bei dem es sich offiziell lange Zeit nur um einen Stabilisierungseinsatz handelte.[...] Doch auf Dauer lässt sich die Realität nicht verleugnen. Am Hindukusch brach sie sich mit dem verheerenden Gefecht am Karfreitag Bahn. Die Bilder der Särge haben die riskante Sicherheitslage in Nordafghanistan mit brutaler Wucht ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt", verdeutlicht die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG.
Ähnlich sieht es die BADISCHE ZEITUNG aus Freiburg.
"Wenn man so tut, als ob die Bundeswehr hauptsächlich zum Brückenbauen gebraucht werde, sind die Bereitstellung schwerer Waffen oder funktionsfähiger Kampfhubschrauber nun einmal kaum zu vermitteln. Wenn die Regierung jetzt aufrüstet, korrigiert sie also fürs erste lediglich ein militärisches Versäumnis. Die Frage, wie es in Afghanistan weitergehen soll, hat sich damit noch längst nicht erledigt", meint die BADISCHE ZEITUNG.
Kriegsgefühle der Menschen im Land berechtigt
"Es ist ein Schritt nach vorn, wenn den Menschen im Lande Verständnis dafür entgegengebracht wird, dass sie den Einsatz am Hindukusch als Krieg empfinden", lobt die WESTFALENPOST aus Hagen.
"Die neuesten Nachrichten zeigen, dass diese Gefühle völlig berechtigt sind. Guttenberg schickt mehr Panzer und nun auch Haubitzen nach Afghanistan. Zum Schutz der Soldaten mögen sie nutzen. Mehr Vertrauen in der afghanischen Bevölkerung dürften sie nicht schaffen. Die Bundeswehr fährt schweres Geschütz auf. Sie wird zur Kampftruppe. Diese Botschaft hat der Verteidigungsminister im Gepäck, wenn er nach den Toten von Kundus einmal mehr medienwirksam seine Soldaten besucht", bemerkt die WESTFALENPOST.
Echten Abzugsperspektive fehlt
Die KÖLNISCHE RUNDSCHAU erinnert vor allem an die internationalen Verpflichtungen Deutschlands beim Afghanistan-Einsatz:
"Die NATO, die in Gefahr ist, sich in Afghanistan zu verheben, lebt als Bündnis. Und in Bündnissen gilt: gemeinsam rein, gemeinsam raus. Nur wie? Das ist mittlerweile die Frage aller Fragen, auf die es keine zufriedenstellende Antwort gibt. Die 'Übergabe in Verantwortung' ist eine schöne Formel. Aber sie kann kaum überdecken, dass es vor allem an einem fehlt: an einer echten Abzugsperspektive", urteilt die KÖLNISCHE RUNDSCHAU.
Nichts gewußt -
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG kritisiert SPD-Chef Gabriel, der eine Überprüfung des Bundestagsmandats fordert. Hintergrund ist die Diskussion, ob nun offiziell von einem Kriegseinatz in Afghanistan zu sprechen ist.
"Die falsche Bezeichnung schadet nicht - wenn klar ist, wer und was gemeint ist. Das aber war klar und ist klar: Jeder SPD-Abgeordnete wusste oder hätte wissen können, was er genehmigt. Niemand hat sie über den Charakter des Einsatzes getäuscht. Die Euphemismen bei der Bezeichnung dieses Einsatzes ändern daran nichts. Seit 2007 dürfen deutsche Tornados mit Genehmigung des Bundestages in Afghanistan 'Ziele aufklären'. Das meint die Beteiligung an der Tötung von Menschen. Die SPD kann nicht ernsthaft behaupten, das habe sie nicht gewusst. Sie kann aber sehr wohl sagen, dass sie das jetzt nicht mehr will und wie sie sich das weitere Vorgehen daher vorstellt", fasst die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG zusammen.
Blut, Schweiss und Tränen