Samstag, 12. Dezember 2009
"Das Klima brennt!" 900 Festnahmen bei Großdemo
"Genug über das Klima geredet - jetzt müssen Taten folgen!" Mit dieser Forderung demonstrieren Zehntausende aus aller Welt in Kopenhagen für ein weitgehendes Abkommen beim Klimagipfel und schnelle Hilfe für arme Länder. Am Rande der Proteste werden Hunderte Menschen vorbeugend und auf "bloßen Verdacht" festgenommen.
(Foto: AP)
Bei strahlendem Sonnenschein und winterlicher Kälte verbreitete sich Volksfeststimmung mit gleichzeitig sehr ernsten Tönen von der Rednerbühne: "Wie lange wollen die Staatsführer noch zulassen, dass Menschen bei uns durch den Klimawandel sterben?" rief zornig die Sängerin Angelique Kidjou aus dem westafrikanischen Benin von der Rednerbühne.
"Wir haben als Menschheit der Natur auf unserem Planeten eine zu große Last aufgebürdet. Jetzt müssen wir gemeinsam sehr schnell Verantwortung übernehmen", sagte als international bekannteste Kundgebungsrednerin, die Dänin Helena Christensen. Das jetzt als Fotografin tätige Ex-Supermodel verlangte von US-Präsident Barack Obama weiterreichende Zusagen für den Klimaschutz, wenn er Ende nächster Woche persönlich in Kopenhagen mit Vertretern der anderen 191 Staaten ein neues Klima-Abkommen aushandelt: "Die USA müssen einsehen, dass sie mit ihrer Macht enormen Einfluss darauf haben, was im Klimaschutz passieren kann.
Vorbeugende Festnahmen
(Foto: REUTERS)
Die dänische Polizei ging am frühen Abend massiv und "vorbeugend" gegen mutmaßliche Randalierer vor. Nach Medienangaben wurden etwa 900 Personen festgenommen. Die Festnahmen seien vorbeugend erfolgt, weil die Polizei kriminelle Absichten während des Marsches zum Tagungsort der UN-Klimakonferenz vermutet habe.
Nach drastischen gesetzlichen Verschärfungen zum Demonstrationsrecht wegen des Klimagipfels kann die Polizei in Dänemark Personen auf bloßen Verdacht krimineller Handlungen für zwölf Stunden in Haft nehmen. Für die Demonstrationen zum Klimagipfel waren eigens vergitterte Massen-Arrestzellen in einer alten Lagerhalle eingerichtet worden.
Proteste in mehr als 130 Ländern
(Foto: dpa)
Die Veranstalter sprachen von bis zu 100.000 Teilnehmern, die Polizei zählte weniger. Am selben Tag waren in mehr als 130 Ländern Tausende Veranstaltungen für ein weitgehendes Klimaabkommen geplant. Wie in vielen anderen Städten demonstrierten etwa in Athen mehrere hundert Menschen trotz strömenden Regens. "Mahnung an alle: Das Klima brennt", hieß das Motto der Proteste.
Der Sprecher der dänischen Organisatoren, Knud Vilby, meinte über die Forderungen der Klimaaktivisten: "Wir sind für ein ehrgeiziges Klimaabkommen, für ganz schnelles Handeln und für Gerechtigkeit gegenüber den Armen auf der Straße."
Direkte Ansprachen
Die Demonstranten marschierten am Nachmittag zum sechs Kilometer entfernten Tagungsort "Bella Center" der UN-Klimakonferenz vor den Toren Kopenhagens. Dort sollten der dänischen Konferenzpräsidentin Connie Hedegaard und dem niederländischen Chef des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, 18 Großsegel mit den Forderungen der Klimaaktivisten überreicht werden. Beide kündigten an, dass sie zum direkten und persönlichen Dialog mit den Demonstranten bereit seien.
dpa