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Konferenz über den nicht staatlich kontrollierten Einsatz von Massenversichtungsmitteln
Gipfel der Problemverdrängung

http://www.tagesschau.de/ausland/nuklearsicherheit108.html


Atomsprengköpfe weltweit
Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Nordkorea führte eigenen Angaben zufolge im Oktober 2006 und Mai 2009 unterirdische Atomtests durch, offizielle Informationen über mögliche Atomwaffen gibt es allerdings nicht. Der Iran wird verdächtigt, heimlich an Nuklearwaffen zu arbeiten. 

WeltatlasWeltatlas: USA [Flash|HTML]

Dossier:

Vom US-U-Boot USS Tennessee steigt am 4.12.1989 eine Atomrakete
vom Typ Trident II auf (Foto: AP)
Weitere
Meldungen Auf dem Weg in eine atomwaffenfreie Welt? Hintergründe zum Gipfel in Washington [mehr]

 

Donnerstag, 15. April 2010 08:50 Uhr


Der kleinste gemeinsame Nenner

Die FRANKFURTER RUNDSCHAU zieht Bilanz nach dem internationalen Gipfeltreffen zu atomarer Sicherheit in Washington:
"Obamas zweitägige Mega-Veranstaltung war angelegt als Treffen der großen Kulisse und der kleinen Schritte. Es ging dem Präsidenten der USA auch darum, eine Bedrohung überhaupt erst ins kollektive Bewusstsein zu rücken, mit der sich sonst eher Hollywood und die Geheimdienste befassen. Gefährliches Atommaterial in den Händen von Terroristen, die Bombe gar, ist eines der großen Schreckensszenarien dieser Welt. Genau deshalb aber sollte sich niemand von den schönen Bildern der Eintracht täuschen lassen. Möglich war sie nur, weil auf dem Gipfel buchstäblich jedes strittige Thema der internationalen Atomdiplomatie ausgeblendet wurde. Nuklearterror zu verhindern, ist der kleinste gemeinsame Nenner", resümiert die FRANKFURTER RUNDSCHAU.

 Verhandlungsklima allein verbessert

Die schwedische Zeitung DAGENS NYHETER bewertet den Gipfel positiver:
"Vorerst kann die Konferenz als weiterer Erfolg für US-Präsident Barack Obama gelten. Er hat das Verhandlungsklima schon allein dadurch verbessert, in dem er Länder an einen Tisch holte, die ihren gemeinsamen politischen Willen zur Verminderung des Bestandes an Massenvernichtungswaffen zum Ausdruck brachten. Die USA und andere Staaten haben versprochen, im eigenen Haus aufzuräumen. Das wird hoffentlich auch dazu führen, dass sie ihren Druck auf Länder verstärken können, die bei der Konferenz nicht anwesend waren. Denn weder der Iran noch Nordkorea oder Weißrussland nahmen in Washington teil", hält DAGENS NYHETER aus Stockholm fest.

 
Konfliktloser Gipfel

Und in der RUSSIJSKAJA GASETA aus Moskau heißt es:
"Einen derart ruhigen und konfliktlosen Gipfel, bei dem alle Entscheidungen einstimmig angenommen werden, hat es schon lange nicht mehr gegeben. Keine der Sitzungen der G-20 oder der G-8, keine Klimakonferenz konnte mit einem derartigen Konsens in praktisch allen Fragen auftrumpfen wie dieses Gipfeltreffen in Washington. Doch das ist auch naheliegend, denn durch das Themenspektrum und die Zusammensetzung der Teilnehmer waren keine großen Probleme vorprogrammiert. Jeder auf dem Gipfel konnte den Satz unterschreiben, dass die Welt ohne die Atommächte Iran und Nordkorea sicherer wäre".
Das war die ROSSISJKA GASETA aus Russland.
 

 Verteidigungsfähigkeit der USA  und globale Sicherheit

Die Zeitung DIE WELT meint:
"Obamas Kampf gegen die Verbreitung von nuklearem Material jeder Art erlebt seinen Realitätstest beim Vorgehen gegen den Iran. Stimmen China und Russland im UNO-Sicherheitsrat für schärfere Maßnahmen gegen Teheran, die von Obama - wie auch von Angela Merkel - für 'eilig' erklärt wurden, ist dies ein Beleg für Geschlossenheit und Handlungsfähigkeit der Weltgemeinschaft. Obama hat sich bereits vor seiner Wahl das höchste denkbare Abrüstungsziel gesetzt, nämlich das einer Welt gänzlich ohne Atomwaffen. Das ist eine Vision, die warten mag. In Washington präsentierte sich der Präsident als Realpolitiker, der die Verteidigungsfähigkeit der USA nicht aus den Augen verliert, der aber zugleich im Interesse globaler Sicherheit handelt, wenn er Einvernehmen gegen Hochrisikostaaten wie den Iran und Nordkorea und gegen die mögliche Weitergabe von Nuklearmaterial an Terroristen herzustellen versucht."
Mit dieser Einschätzung der Zeitung DIE WELT endet die Presseschau.

 Russische Antwort auf eventuellen israelischen Atomschlag

Ähnlich äußert sich der WIESBADENER KURIER:
"Auch Obama weiß, dass die Verabredungen von Washington für die Gipfelteilnehmer nicht verbindlich sind. Die Formulierung seiner Appelle nach dem Treffen entlarvt seine Unsicherheit. Realistischer scheint die Sichtweise Moskaus: Wenn Israel einen Atomschlag gegen den Iran führen sollte, sei eine entsprechende russische Antwort nicht auszuschließen. Das sind die alten Muster: Atomwaffen werden leider als Abschreckung noch lange gebraucht", bedauert der WIESBADENER KURIER.

 
Kleine Atombombe

Das kroatische Blatt VJESNIK geht auf einen anderen Aspekt des Gipfels ein:
"Die atomaren Terroristen sind keine Phantasie, sondern eine ganz reale Bedrohung. Interesse an einer terroristischen Anwendung von Atomwaffen zeigte bisher vor allem das Al-Kaida-Netzwerk. Die Geheimdienste haben beobachtet, dass seine Mitglieder immer wieder versuchten, sich Material für eine kleine Atombombe zu besorgen. Zum Glück ist ihnen das bisher nicht gelungen. Der erste internationale atomare Sicherheitsgipfel lässt hoffen, dass die Terroristen auch in Zukunft nicht dazu in der Lage sein werden", so die in Zagreb erscheinende Zeitung VJESNIK, mit der wir die Presseschau beenden.


 

 Die USA wollen Raketen mit konventionellen Sprengköpfen zur Abschreckung einsetzen
Von Craig Whitlock
WASHINGTON POST, 08.04.10
( http://www.washingtonpost.com/ )

Während das Weiße Haus auf eine Reduzierung des US-Atomwaffenarsenals drängt,
entwickelt das Pentagon eine Waffe, mit der die entstehende Lücke zu schließen ist:
Raketen mit konventionellen Sprengköpfen, die in weniger als einer Stunde überall
auf der Welt einschlagen können.


US-Militärs behaupten, die interkontinentalen ballistischen Raketen, die als Prompt Global
Strike Missiles (schnelle globale Angriffsraketen) bezeichnet werden, seien eine notwendige
neue Abschreckungswaffe gegen Terrornetzwerke und andere Gegner. Die konventionell
bestückten Raketen sollen dem Weißen Haus in Krisen eine neue militärische Option
verschaffen, die keinen radioaktiven Atompilz hinterlässt.

Das Prompt Global Strike-Programm, das seit mehreren Jahren vom Pentagon entwickelt
wird, hat die Russen so aufgescheucht, dass sich ihnen die Nackenhaare
sträubten, und in Moskau wird bereits vorhergesagt, dass es ein konventionelles
Wettrüsten auslösen und die langfristigen Vision des Präsidenten Obama von einer
atomwaffenfreien Welt ad absurdum führen könnte. Die US-Militärs haben auch ein
Hauptproblem noch nicht im Griff: die Gefahr, dass Russland oder China eine startende
konventionelle Global Strike Missile mit einer Atomrakete verwechseln könnten.
"Die Staaten der Welt werden kaum eine Situation akzeptieren, in der die Atomwaffen verschwinden sollen, während in den Händen bestimmter Mitglieder der internationalen Gemeinschaft (konventionelle) Waffen verbleiben, die genau so destabilisierend wirken," erklärte
der russischer Außenminister Sergej Lawrow am Dienstag vor Reportern in Moskau.

Das Weiße Haus betont, das Prompt Global Strike-Programm habe keine Auswirkungen
auf den neuen Strategic Arms Reduction Treaty / START (den Vertrag über die
Reduzierung der strategischen Waffen), den Obama und der russische Präsident
Dmitri Medwedew in Prag unterzeichnet haben. Nach Auffassung von Analysten
müssen ballistische Raketen mit konventionellen Sprengköpfen nach dem STARTVertrag,
der neue Obergrenzen für die Arsenale beiden Staaten festlegt, genau so
mitgezählt werden wie Atomraketen.

Ballistische Raketen mit konventionellen Sprengköpfen sollen frühestens 2015 aufgestellt
werden. Das Programm wird jedoch von der Obama-Regierung besonders forciert, weil
die in diesen Raketen einen Baustein in einem Arrangement defensiver und offensiver
Waffen sieht, das die Atomwaffen vollkommen ersetzen könnte.

Die Regierung hat den Kongress bereits um die Bewilligung von 240 Millionen Dollar für
die Finanzierung des Prompt Global Strike-Programms im nächsten Jahr gebeten, was im
Vergleich mit dem gegenwärtigen Budget eine Steigerung um 45 Prozent bedeutet. Das
Militär veranschlagt die Entwicklungskosten bis 2015 auf insgesamt 2 Milliarden Dollar –
was nach Pentagon-Standards eigentlich ein relativ geringer Betrag ist.
Nach Jahren der Vorbereitung plant die Air Force im nächsten Monat den ersten Flugtest eines Prototyps.

"Kapazitäten wie ein anpassungsfähiger Raketenabwehrschild, Raketen mit konventionellen
Sprengköpfen und globaler Reichweite und andere Waffen, die wir gegenwärtig
entwickeln, verringern die bisherige Bedeutung der Atomwaffen," sagte Vizepräsident
Biden in einer Rede, die er im Februar in der National Defense University
(der USA, s. http://de.wikipedia.org/wiki/National_Defense_University ) gehalten hat. "Mit
diesen neuen Fähigkeiten werden wir trotz einer starken Reduzierung der Atomwaffen
zweifellos so stark wie bisher bleiben."

Sechs Jahrzehnte lang bildeten Atomwaffen das Rückgrat der US-Abschreckungsstrategie.
Diese Strategie hat zwar während des Kalten Krieges funktioniert, aber die führenden
Militärs fordern jetzt zusätzliche wirksame Waffen für ihr Arsenal, um auch Gegner abschrecken
zu können, die sich darauf verlassen, dass die USA davor zurückschrecken,
den äußersten Schritt zu machen und einen Atomschlag anzuordnen.
"Bei der Abschreckung dürfen wir uns nicht allein auf Atomwaffen verlassen. Sie muss
breiter angelegt sein," sagte James E. Cartwright, der General der Marineinfanterie, stellvertretender
Chef des US-Generalstabs und ein Hauptbefürworters des Prompt Global
Strike- Programms ist, auf einer Konferenz im letzten Monat.
Einige US-Militärführer halten die derzeit verfügbaren konventionellen Optionen für
nicht ausreichend und zu langsam. Anders als ballistische Interkontinentalraketen,
die mehrfache Schallgeschwindigkeit erreichen, brauchen Cruise Missiles (Marschflugkörper)
bis zu 12 Stunden, um weit entfernte Ziel zu erreichen. Auch Langstreckenbomber
können viele Stunden benötigen, bis sie in Angriffsposition sind.

"Heute brauchen die Streitkräfte, wenn sie nicht gleich Atomwaffen einsetzen wollen, Tage
oder sogar Wochen, bis sie mit konventionellen Waffen einen Angriff starten können," erklärte
Cartwright. "Das ist zu lang – in der Welt, in der wir heute leben." Andere Militärs
warnen vor Szenarien wie der Entdeckung eines drohenden Terroranschlags mit Massenvernichtungswaffen oder Anzeichen für die Vorbereitung eines Raketenangriffs auf einen
US-Verbündeten durch einen Schurkenstaat.

Der Prototyp der Air Force für die Prompt Global Strike Missile ist eine modifizierte
Interkontinentalrakete vom Typ Peacekeeper III. (Die letzten Peacekeeper-Raketen, die
2005 außer Dienst gestellt wurden, sollen jetzt wohl in modifizierter Form wieder Verwendung
finden, s. http://wapedia.mobi/en/LGM-118A_Peacekeeper). Wenn die Entwicklung
erfolgreich verläuft, sollen ein Handvoll dieser Raketen (in den Silos) auf der
Vandenberg Air Force Base in Kalifornien stationiert werden.

Die Raketen würden dem U.S. Strategic Command unterstellt, das auch für die US-Atomwaffen
verantwortlich ist. Air Force-General Kevin P. Chilton, der dieses Kommando bei
Omaha befehligt, betrachtet die Prompt Global Strike Missiles als Ergänzungswaffen, die
Atomraketen nicht ersetzten können.


"Ich betrachte sie als zusätzliche Waffen im Arsenal des Präsidenten, die seine Optionen
im Krisenfall erweitern, damit er bei schnell erforderlichen Reaktionen nicht sofort zu
Atomwaffen greifen muss," erklärte Chilton letzten Monat vor einem Ausschuss des Repräsentantenhauses.

Obwohl es technisch einfach ist, Atomsprengköpfe auf einer Rakete durch konventionelle
zu ersetzen, hat das Prompt Global Strike-Programm ein großes Handicap:
Wie ist sicherzustellen, dass Russland den Unterschied merkt, wenn eine ballistische
Rakete mit einem konventionellen und nicht mit einem atomaren Sprengkopf
startet?

Um der Gefahr eines versehentlichen atomaren Vergeltungsschlages der Russen zu
begegnen, entwickelt die Air Force eine landgestützte ballistische Rakete für konventionelle
Sprengköpfe, die in sehr viel geringerer Höhe durch den Weltraum fliegt
als Raketen mit atomaren Sprengköpfen und von russischen Frühwarn-Radarsystemen
verfolgt werden kann. Außerdem erwägen die US-Militärs, russischen Inspektoren
Zugang zu (den Silos) zu gewähren, oder Moskau vorher über einen bevorstehenden
Angriff mit konventionell bestückten Raketen auf ein drittes Land zu informieren.
Die Army arbeitet an einer eigenen Rakete, deren Entwicklung noch nicht sehr weit gediehen
ist. Die Navy wollte eine konventionelle Version ihrer auf U-Booten stationierten Trident-
Rakete (s. http://de.wikipedia.org/wiki/Trident_%28SLBM%29 ) entwickeln, aber der
Kongress hat dieses Programm vor zwei Jahren beschnitten, weil er befürchtete, es sei zu
schwierig, konventionell ausgerüstete von atomar bestückten Tridents zu unterscheiden.
Kritiker bestätigen, dass diese technologischen Hürden überwindbar sind. Sie sehen
aber ein grundlegendes Problem darin, dass die Reduzierung der atomaren
Komponente in der Abschreckungs-Gleichung das Weiße Haus veranlassen könnte,
zu schnell zu Prompt Global Strike Missiles zu greifen. Weil es in plötzlich ausbrechenden
Krisen selten verlässliche Geheimdienst-Erkenntnisse gibt, befürchten sie,
das ein zu schnell ausgelöster Raketenangriff ein falsches Ziel treffen könnte.
"Die Leute schauen die Fernsehserie '24' (s.de.wikipedia.org/wiki/24_%28Fernsehserie%29) und denken, so würde der Geheimdienst arbeiten," sagte Jeffrey G. Lewis, der
Direktor der Nuclear Strategy and Nonproliferation Initiative (einer Initiative für atomare
Strategie und die Nichtverbreitung von Kernwaffen, s.
http://nonproliferation.newamerica.-
net/home
), einer Institution der New America Foundation (Infos dazu unter http://en.wikipedia.
org/wiki/New_America_Foundation
). "Aber das Gehirn des Präsidenten
kann keine Satellitenbilder empfangen."

Die Befürworter des Prompt Global Strike-Programms sehen seinen Wert vor allem in der
Schaffung einer zusätzlichen Stufe der Abschreckung neben dem Arsenal der US-Atomwaffen.
"Im Endeffekt geht es darum, dass ein potentielle Angreifer erkennt: 'Wenn ich (die
USA) angreife, werde ich teuer dafür bezahlen müssen," sagte Cartwright letzten Monat.
"Daran sollte niemand zweifeln können."

(Wir haben den Artikel komplett übersetzt und mit Anmerkungen und Links in Klammern und Hervorhebungen versehen. Anschließend drucken wir den Originaltext ab:
LP 101/10 – 15.04.10)

Friedenspolitische Mitteilungen
aus der US-Militärregion Kaiserslautern/Ramstein
LP 101/10 – 15.04.10

 
Ankündigungen (siehe: Aufrufe und Einladungen)  
  Zur Zeit sind Soldaten der Bundeswehr in folgenden Ländern im Einsatz:

Kosovo, Bosnien und Herzegowina, Georgien, Afghanistan, Usbekistan ,Sudan
Horn von Afrika (Djibouti) und vor den Küsten Libanons und Somalias

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www.kehrt-marsch.de

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