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Feminisierte Soldatinnen: Weiblichkeit und Militär in Israel

 

Feminisierte Soldatinnen: Weiblichkeit und Militär in Israel

Vortrag von Susanne A. Friedel (sufriede@uni-potsdam.de)

„Do you think women should fight?”  fragte ich Mai wie bereits die anderen israelischen  Frauen vor ihr, die ich gebeten hatte, mir für meine Untersuchung des israelischen Militärs als Konstituierungsfeld geschlechtlicher, genauer gesagt weiblicher Identität, Auskunft über ihre Erfahrungen beim Militär zu geben. Von der von außen vielleicht unerwarteten Komplexität, die diese an sie in ihrer Rolle der Soldatin gerichtete Frage beinhaltete, zeugt ihr Versuch, das damit verbundene besondere ideologisch-gesellschaftliche Moment zum Ausdruck zu bringen: It’s more terr-, it’s more terr-, it’s not more terrible when a woman dies. When a person dies, it’s terrible. But if a woman dies in combat, then, or or captured and be tortured, and sent back, it’s something that everyone would really have a problem seeing cause it’s like, it’s like in your whole mindset eh you should protect the like weaker ah population, and if you see a woman ahm, like this is very difficult (Mai 400-404).

 

Aufgrund seiner spezifisch egalitären Komponente zeichnete sich das von der modernen zionistischen Bewegung getragene Projekt der Etablierung eines eigenen jüdischen Staates in „Eretz Israel“ gegenüber dem allgemeinen, Ende des 19. Jahrhunderts weltweite Verbreitung findenden konservativen europäisch-nationalistischen Denken aus. Mit der gesetzlichen Verankerung des Militärdienstes für Männer und Frauen im Zuge der Ausrufung des Staates Israel wurde dieser charakteristische Wesenszug des modernen Zionismus zu einem wesentlichen Teil des offiziellen politischen Programms des entstehenden Staates Israel erhoben. Ungeachtet dessen dominiert auch im spezifischen Fall der Israel Defense Forces (IDF) jene das Militär als traditionell männerbündischer Organisation charakterisierende binäre Aufteilung der Geschlechterrollen. Das der allgemeinen Wehrpflicht anhaftende egalitäre Potential unterliegt, um mit den Worten Uta Kleins zu sprechen, einer Differenzierung der militärischen Rollen in einen männlichen Beitrag (Kampfbereitschaft) und einen nicht-männlichen Beitrag (keine Kampfbereitschaft). Obgleich Frauen mit der Abschaffung des Kampftruppenverbots im Jahr 2000 theoretisch in allen Funktionen eingesetzt werden können, erweisen sie sich jenen Bereichen, in denen die Kampfkomponenten höher sind als nach wie vor kaum präsent. Medialen Inszenierungen junger uniformierter und bewaffneter israelischer Soldatinnen zum Dank hält sich jedoch der mit der Staatsgründung institutionalisierte Mythos der IDF als „integrated army“ bis heute aufrecht.

 

Im Gegensatz zu den bereits existierenden zahlreichen Abhandlungen über den Zusammenhang von Militär und Männlichkeitskonstruktion bzw. die Erfahrungen israelischer Soldatinnen in maskulinen Rollen, fragt dieser Beitrag nach der Bedeutung der Institution des Militärs für die gesellschaftliche  Konstruktion weiblicher Geschlechtsidentität. Dass es sich trotz jener seit Anbeginn existierender besonderer egalitärer Komponente ganz offensichtlich auch bei den Israel Defense Forces um ein wesentlich männerdominiertes gesellschaftliches Terrain (Edna  Saason-Levy) handelt, bildet zusammen mit der zentralen Bedeutung der israelischen Streitkräfte für das gesamtgesellschaftliche Kollektiv den Hintergrund der Frage, inwiefern die weibliche praktische Erfahrung des israelischen Militärs sowie mediale Darstellungen dazu beitragen eine bestimmte Form von Weiblichkeit zu konstituieren. Einer Weiblichkeit  jedoch, die sich geradezu als Gegenbild zu jener des männlichen Kampfsoldaten erweist. Der vom Militär mittels geschlechtsspezifischer Wehrdienstbedingungen sowie medialer Inszenierungsweisen ausgeübte heteronormative Zwang, so die These, sorgt vielmehr für die Undenkbarkeit alternativer Formen von Geschlechtsidentität und damit die Identifizierung israelischer Frauen mit tradierten Vorstellungen von Weiblichkeit.  Die empirische Grundlage der folgenden Erörterungen bilden narrative Interviews mit gegenwärtigen oder ehemaligen Soldatinnen sowie die Untersuchung bildlich-medialer Diskurse (in Anlehnung an die dokumentarische Methode nach Ralf Bohnsack), die ich im Rahmen einer an Judith Butlers Materialisierungsthese angelehnten Arbeit zum Thema „Verweiblichte Soldatinnen. Konstituierungsprozesse von Geschlecht im israelischen Militär“ auswertete. Die Ergänzung der Analyse subjektiver Erfahrungen israelischer Soldatinnen um eine bildanalytische Untersuchung der offiziellen Darstellung weiblicher Soldatinnen durch das israelische Armee-Magazin Bamahaneh gilt dabei dem Ansinnen, die Wirkung gesellschaftlich dominierender Repräsentationsweisen auf das aus den eigenen Erlebnissen resultierende Selbstverständnis der Frauen von sich als Soldatinnen zu überprüfen. Mit dem Fokus auf die bildliche Darstellung von Soldatinnen soll überdies der zunehmenden Bedeutung visualisierter Präsentationsweisen sozialer „Gegebenheiten“ für die Konstruktion von geschlechtlicher Identität Rechnung getragen werden.

 

Sowohl die Ergebnisse der Bildinterpretation wie auch der persönlichen Schilderungen der interviewten Frauen machen deutlich, dass Soldatinnen der IDF in einer Vielzahl von Rollen am Militär partizipieren. Verantwortlich für den spezifischen integrativen Charakter der israelischen Armee sind der anhaltende zionistisch-sozialistische Gleichheitsethos aus der Gründungszeit der IDF sowie die hohe gesellschaftliche Bedeutung des Militärs für die Existenz der israelischen Nation. Diese resultiert nicht nur aus der nach wie vor gegebenen Bedrohungssituation des Landes durch einige der umliegenden arabischen Staaten, sondern vor allem aus dem mit der Gründung des Staates Israel verknüpften Bestreben, eine neue jüdische Identität zu schaffen, deren wesentliches Merkmal die Fähigkeit zur Selbstverteidigung darstellt. Dieser „Neue Jude“, seine Aufgabe der Verteidigung der Nation inbegriffen, war dem zionistisch-sozialistischen Gleichheitsideal zum Trotz jedoch von Anfang als männliche gedacht und ist dies ungeachtet der zunehmenden Öffnung bislang Männern vorbehaltener Positionen im Militär auch heute noch. Obwohl in der Geschichte der israelischen Nation eine lange Tradition der Rolle der weiblichen Kämpferin existiert − angefangen bei der Palmach bis hin zu heutigen Kampfsoldatinnen integrierter IDF-Einheiten − blieben diese gegenüber dem traditionellen militärischen Skript des männlichen Soldaten stets als außergewöhnlich und symbolisch konnotiert (vgl. Weiss 2002: 112). Wie Meira Weiss mit ihrer Analyse der Ideologie des „Israeli chosen body“ deutlich macht, ist dafür die besondere Regulierung des Israelisch-Zionistischen Körpers verantwortlich, die bestrebt war, durch die  Wiederbelebung alter jüdischer Kämpferideale einen „Neuen Hebräischen Menschen“ zu begründen, der sich wesentlich vom klassischen antisemitischen Stereotyp des effemisierten, schwächlichen Diaspora-Juden unterschied. Der „Muskeljude“ bildete dabei die wesentliche, vornehmlich körperliche Grundlage für jene bis heute anhaltende Mythologisierung (vgl. Barthes 1964) des „israeli soldier“ in Gestalt des männlichen Kampfsoldaten.

An der Vielzahl weiblicher Rollen innerhalb der IDF verdeutlicht sich weniger der aktive Beitrag des weiblichen Teils der israelischen „nation-in-arms“  als deren Anormalität in einer Organisation, deren Hauptzweck Joyce Robbins und Uri Ben-Eliezer zufolge als Verkörperung hegemonialer Männlichkeit definiert ist Dies lässt sich an den in Bamahaneh propagierten „Frauenbildern“ belegen, die in unterschiedlichem Maße, je nach Funktion der abgebildeten Soldatinnen, auf stereotype Vorstellungen von „Weiblichkeit“ Bezug nehmen, mit zunehmender Nähe der Rolle zum idealisierten „Krieger-Image“ jedoch durch „männliche“ Attribute geprägt sind. Indem das eigentliche „Frau-Sein“ der Soldatinnen dennoch stets ersichtlich bleibt, bestätigt sich somit der prinzipiell männliche Charakter des Militärs. Die adäquate Rolle weiblicher Soldatinnen ist, auch wenn eine solche existiert, nicht die der Kämpferin oder der lange dienenden Offizierin. So „männlich“ jene Soldatinnen in ihrer Position auch scheinen mögen, stets lassen sie sich ihrer „gender performance“ überführen. Der Körper der Soldatinnen bleibt dabei stets als „weiblicher“ zu erkennen und zeugt somit von deren „wahrer“ geschlechtlicher „Natur“.

Die in den analysierten Bildern repräsentierten so unterschiedlichen „Frauenbilder“ machen klar, dass die Rolle der weiblichen Soldatin und respektive die ihnen adäquat scheinenden Einsatzfelder grundlegend durch andere, spezifisch „weibliche“ Attribute konstituiert werden. Ganz im Gegensatz zum männlichen Kampfsoldaten gehören dazu offensichtlich ein „weibliches“ gepflegtes Äußeres, Kommunikationsfähigkeit, soziale sowie pädagogische Kompetenzen. Entsprechend finden sich an den abgebildeten Soldatinnen außer der – wenn überhaupt – von ihnen getragenen Uniform keine weiteren Hinweise auf ihren militärischen Status. Die Waffe als klassisches Symbol für Krieg und Soldat-Sein fehlt auf allen außer zwei der Abbildungen. Der Grund dafür lässt sich eben diesen beiden Bildern entnehmen: entweder in der Hand der abgebildeten männlichen Soldaten, oder einem überdimensionierten Phallus-Symbol gleich über der Soldatin schwebend, ist die Waffe und damit die Fähigkeit zur Selbstverteidigung ganz offensichtlich kein wesentlicher Bestandteil der Rolle der weiblichen Soldatin. Zwar sind auch Soldatinnen im Umgang mit Waffen geschult, und in der Lage andere, nämlich männliche Soldaten darin zu unterweisen, die Anwendung des Wissens und damit die klassische Aufgabe des Soldaten bleibt aber letzten Endes den Unterwiesenen und somit männlichen Soldaten vorbehalten.

Für israelische Soldatinnen hat vielmehr nach wie vor in erster Linie die alte IDF-Maxime Bestand, die raue Männerwelt des Militärs durch ihren weiblichen Charme angenehmer zu gestalten. Dazu bedarf es nicht nur eines freundlichen und sorgenden „weiblichen Wesens“, sondern, so bringen die bildlichen Darstellungen deutlich zum Ausdruck, zu allererst eines adretten und gepflegten äußeren Erscheinungsbildes. Die von Passivität und Wehrlosigkeit geprägten Posen der abgebildeten Soldatinnen suggerieren den BetrachterInnen dabei zum einen deren Unfähigkeit zur Selbstverteidigung. Mit impliziert wird jedoch auch eine tendenzielle sexuelle Verfügbarkeit der Frauen, die häufig durch eine laszive Art der Darstellung unterstützt wird. Es fällt auf, dass insbesondere mit zunehmend männlicher Inszenierung der dargestellten Soldatinnen, auch die Betonung des sexuellen Objektstatus der Abgebildeten zunimmt. In den Worten Edna Levy-Schreibers lässt sich aus den Bildern schließen, „(that)women are not active soldiers, but good-looking objects and sexual providers“ (Levy-Schreiber zit. nach Sered 2000: 89).

Vor dem Hintergrund des männlichen Kämpferideals, dessen zentrale gesellschaftliche Bedeutung in den persönlichen Darstellungen der interviewten Frauen zum Tragen kommt, ergibt sich für die Soldatinnen daraus eine prekäre Situation ständiger innerer Zerrissenheit zwischen dem Streben nach jenem männlich assoziierten Ideal des „good soldier“ und dem aus dem vergeblichen Bemühen resultierenden Bedürfnis nach Betonung des eigenen, von der militärischen Norm abweichenden „Frau-Seins“. Die Erfahrung, sich aufgrund des zugeschriebenen Geschlechts nicht als „echte Soldaten“ zu qualifizieren und daher von der „richtigen Armee“ ausgeschlossen zu werden, erweist sich als prägendes Moment in den Schilderungen der Frauen. Unabhängig der ausgeübten Tätigkeit, die aus der Perspektive der meisten Soldatinnen angesichts ihres „unmilitärischen“ Charakters wenig mit dem idealisierten Kämpferideal gemein hat, werden sämtliche der Befragten im Verlauf ihrer Zeit beim Militär immer wieder mit einer bestimmten stereotypisierten Sichtweise von „Weiblichkeit“ konfrontiert. Diese gestaltet sich im Erleben der Frauen als grundlegend unvereinbar mit der männlich assoziierten Rolle des Soldaten als Kämpfer. Die Interviews machen dabei deutlich, dass mit zunehmender Annäherung der Soldatinnen an diese männlich besetzte Rolle die Infragestellung der dazu erforderlichen Fähigkeiten seitens der männlichen Soldaten zunimmt. Angesichts der als Soldatin erfahrenen steten Sonderbehandlung in Ermangelung bestimmter als männlich definierter Attribute wird den jungen Frauen während ihres Wehrdienstes ihre „Unmännlichkeit“ und damit ihr „natürliches, normales Frau-Sein“ (vgl. West/Zimmermann 1987: 137) zum Zeitpunkt des Übergangs zum Erwachsenwerden immer wieder bewusst gemacht. Im männlich dominierten Umfeld der Armee geraten sie als „weibliche Soldaten“ mit dem gesellschaftlichen Ideal des männlichen Kämpfers und Verteidigers der Nation in Kontakt. Beim Bemühen, diesem militärischen und gesellschaftlichen Idealbild so gut als möglich zu entsprechen, erfahren sie jedoch immer wieder ihre „essentiell weibliche Natur“ und damit physische Ungeeignetheit für diese Rolle, die durch eine unterschiedliche Behandlung während der Grundausbildung sowie die am eigenen Körper unförmig erscheinende Uniform jedoch gerade erst konstruiert wird. Deren identifikatorische Zurschaustellung wiederum erfährt jedoch durch die strikte Regulierung des äußeren Erscheinungsbildes durch die Armee deutliche Grenzen. An jenen militärischen Kleidungsvorschriften, deren offizieller Zweck die Sicherstellung der militärischen Repräsentativität mittels eines gleichen Aussehens aller SoldatInnen ist, zeigt sich zugleich die ungenügende Umsetzung des nach wie vor von der IDF propagierten Gleichheitsideals. Beginnend bei unterschiedlich geschnittenen Uniformen gestalten diese sich insgesamt für Soldatinnen und Soldaten geschlechtsspezifisch unterschiedlich – gehen also von einer essentiellen körperlichen „Ungleichheit“ der Soldatinnen und Soldaten aus. Hin und her gerissen zwischen  militärischem Männlichkeitsideal und dem erfahrenen eigenen unabänderlichen „Anderssein“, entwickeln die Soldatinnen, wie die Ergebnisse der Interviews belegen, ein verstärktes Bedürfnis nach Hervorhebung des ihnen unterstellten „Frau-Seins“, vermittels eines attraktiven, d.h. femininen Äußeren.

 

Sowohl die analysierten Bilder wie die persönlichen Darstellungen der Interviewpartnerinnen legen dar, wie durch das israelische Militär nicht nur die Konstruktion von weiblichem gender durch gesellschaftliche Rollenzuweisung zu bestimmten als „weiblich“ definierten Rollen stattfindet, sondern der Körper der Soldatinnen von vornherein als „weiblich“, d. h. durch Bedeutungszuweisung bestimmt wird und damit das von Butler bemerkte notwendige Gewicht erhält. Ergänzt durch die weitere geschlechtsspezifische Regulierung des äußeren Erscheinungsbildes bzw. deren Missachtung seitens der Soldatinnen werden die jungen Frauen zwar auf der einen Seite zu Soldatinnen, damit aber notwendig auch zu Frauen gemacht. „Frau-Sein“ beinhaltet dabei nicht nur grundlegend andere, „weibliche“ Qualitäten sowie ein „feminines“ gepflegtes Äußeres, sondern impliziert zugleich, das zeigen Bilder wie subjektive Erfahrungen gleichermaßen, einen Status als sexuelles Objekt des männlichen Soldaten. Derart wird garantiert, dass israelische Frauen trotz ihres vorübergehenden „Schauspiels“ in der Männerwelt des Militärs ob ihrer „wahren“ Rolle der Mutter und Ehefrau wissend in die Gesellschaft zurückkehren (vgl. Weiss 2002:116).

Die offizielle Darstellung weiblicher Soldatinnen wie auch die von den Frauen präsentierten Selbstdarstellungen zeugen dabei von jenem von Judith Butler bemerkten performativen Charakter von Geschlechtsidentität. Wenn auch in den Bildern stets das „Frau-Sein“ der abgebildeten Soldatinnen zu erkennen bleibt, so verdeutlichen insbesondere die Abbildungen der Frauen in männertypischen Funktionen den folgenreichen Einsatz geschlechtlich definierter Attribute. Die von ihnen angeeigneten militärisch-männlichen Praktiken zeigen auf, dass Geschlechtsidentität weniger eine Frage einer bestimmten biologischen Ausstattung als vielmehr mit Bedeutung versehener Dress- und Verhaltenscodes ist, aus denen jedoch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Geschlechtskategorie, in dem Fall „Frau“, und damit der Besitz bestimmter biologischer Geschlechtsmerkmale abgeleitet wird (vgl. West/Zimmerman 1987). Durch doing masculinity auf der einen, doing femininity auf der anderen Seite zeugen israelische Soldatinnen von der prinzipiellen Veränderbarkeit bestehender Geschlechterarrangements, wie sie gleichzeitig in den ihnen zugewiesenen Positionen und Darstellungen zu deren Aufrechterhaltung beitragen.

 

Der gesellschaftliche Beitrag der Institution des Militärs in Israel und anderswo beschränkt sich somit nicht lediglich auf die ihm eigens zugedachte Aufgabe der Sicherstellung der Existenz eines nationalen Kollektivs, sondern erweist sich als spezifischer institutioneller Rahmen für die Herstellung geschlechtlicher Identität und damit der Reproduktion existierender Geschlechterverhältnisse. Aufgrund der traditionellen impliziten Gleichsetzung von „Soldat-Sein“ und „Mann-Sein“ bildet das Militär eine von verschiedenen gesellschaftlichen „gendered institutions“ (vgl. Acker 1992), in der das dort geltende Ideal hegemonialer Männlichkeit durch entsprechendes, nämlich militärisches Verhalten verkörpert wird. Im Militär als jenem Ort werden somit nicht nur Soldaten, sondern zugleich auch jene neuen „Hebräer“ produziert. Deren angeblich geschlechtsloses Wesen verdankt sich der anhaltenden Bedeutung des einstigen zionistisch-sozialistischen Gleichheitsethos, der die vergeschlechtlichte Realität der israelischen „people’s army“ verbirgt (vgl. Acker 1992: 568).

           

 

 
Ankündigungen (siehe: Aufrufe und Einladungen)  
  Zur Zeit sind Soldaten der Bundeswehr in folgenden Ländern im Einsatz:

Kosovo, Bosnien und Herzegowina, Georgien, Afghanistan, Usbekistan ,Sudan
Horn von Afrika (Djibouti) und vor den Küsten Libanons und Somalias

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Zahlreiche Werbetermine der Bundeswehr findet ihr unter:

www.kehrt-marsch.de

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