de.indymedia.org/2009/12/267708.shtml
Luftwaffe traf Kirche – Protest in Berlin
Advent, Advent, die Bundeswehr rennt:
In die Kirchen.
In Berlin (woanders auch?) findet derzeit eine Serie von Militärkonzerten in Kirchen statt.
Das erste heute Abend in der St.-Mauritius-Kirche in Lichtenberg.
AntimilitaristInnen protestierten mit einem Transparent und Flugblättern deutlich sichtbar gegen die „Unheilige Allianz“ aus Kreuzzugshetzern und Mörderbanden.
Waren Ost-Berliner Kirchen vor 20 Jahren vor allem dafür bekannt, dass sie Bürgerrechts- und unabhängige Friedensgruppen aufnahmen, ist nun Schluss mit alternativen Marotten: In Berlin-Lichtenberg marschierte die Bundeswehr ins Gotteshaus. Der Pfarrer der katholischen Mauritiusgemeinde lud heute Abend zu einem Konzert von gleich drei Luftwaffen-Musikkorps, die ein „bunt gemischtes Repertoire“ zum besten gaben. Die Einladung trug den launigen Titel „Luftwaffe trifft Kirche“.
Ein Gott weiß wie witziges Wortspiel – dass ebenjene Luftwaffe in Afghanistan dazu beiträgt, die eine oder andere Moschee zu treffen, nicht metaphorisch, sondern wörtlich, darüber zerbricht sich bei St. Flecktarn niemand den Schädel. Auch nicht Pfarrer Winfried Onizazuk. Mit ihm sprach einen Tag vor dem „Benefizkonzert“ ein Journalist der jungen Welt (jW), der uns die Infos hier zur Verfügung stellte.
Was da stattfinde, sei „völlig unpolitisch“, sagte der Pfarrer im Gespräch mit junge Welt. Dass er dem Militär eine Propagandaplattform in der Kirche bietet, bereitet ihm keine Probleme: Der Gottesmann ist eigenen Angaben zufolge zwölf Jahre lang „Militärgeistlicher“ gewesen und hat noch heute einen kurzen Draht zur Bundeswehr.
Häretischen Überlegungen wie etwa, dass die Jagdbomber der Besatzer schon manche –islamische – Hochzeitsgesellschaft zersprengt haben, stoßen beim Geistlichen auf Ablehnung: Wenn man ihm so komme, wolle er das Gespräch nicht weiterführen, so der Werbetexter vor dem Herrn gegenüber jW. Überhaupt kennt der Pfarrer die jW als ketzerisch und mahnt: „Man soll keine Feindbilder haben“. Ob er das denn auch den Luftwaffensoldaten sagen werde, damit sie aufhörten, in Afghanistan auf größere Menschenansammlungen zu schießen, fragt jW noch nach – die Antwort ist leider nicht zitierbar. Verständnis für Protestierer, die wie weiland Jesus C. das unerwünschte Gesindel aus dem Tempel jagen könnten, hat der Mann im olivgrünen Talar jedenfalls nicht.
Letzteres hat er heute Abend gezeigt: Kaum hatten die ersten Luftwaffensoldaten in die Hörner geblasen, schritten auch schon zwei ProtestiererInnen nach vorne und entrollten ein Transparent mit der Aufschrift „Unheilige Allianz“. Das sollte an die jahrhundertelange Kollaboration von Kirche mit Staat und Militär erinnern, an Gewalt in Kreuzzügen und Kungelei mit Faschismus. Im Kirchensaal wurden Flugblätter verteilt (einige Zitate weiter unten). Der Pfarrer sagte, er möchte gerne einen „Gottesdienst“ abhalten; auf das Angebot, dass er diesen macht und die AktivistInnen ebenfalls machen lässt, wollte er nicht eingehen. Auf die Frage: „Wollen Sie keine Meinungsfreiheit geben?“ sagte der Heilige Schäfer: „Doch, aber nicht hier“. Das Publikum im Saal reagierte dem Vernehmen nach eher unchristlich-ungeduldig.
Nach der dritten katholischen Aufforderung gingen schließlich die heidnischen TäterInnen, ohne auf dem Scheiterhaufen oder auf der Streckbank gelandet zu sein – und wurden draußen von der weltlichen Gewalt in Form eines Dutzends ziviler Kripobeamter abgegriffen: Personalienfeststellung. Gegen einen Aktiven wird nun wegen „Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz“ ermittelt – man hätte die Aktion in der Kirche wohl anmelden sollen. Auch eine lustige Idee. Die Bullen wollten wohl eben irgendeine Rechtsgrundlage schaffen, um die Daten speichern zu können.
Auszug aus den Flyern:
„Luftwaffe trifft Moschee – in Afghanistan passiert das öfter. Wer die Formel ‚Luftwaffe trifft Kirche’ für ein witziges Wortspiel hält, verhöhnt die Opfer der ganz realen Bombardements, die die Luftwaffe am Hindukusch durchführt.“
„Der angebliche Krieg gegen den Terror hat die Form eines Kreuzzugs angenommen: Ein Kreuzzug für den wahren Glauben an den freien Westen. Kreuzzugshetzer und Waffensegner haben die christlichen Kirchen in ihrer Geschichte zur Genüge hervorgebracht – es ist Zeit, das Gesindel wieder aus dem Tempel zu jagen!“
Vielleicht können welche, die die Termine grad kennen, hier noch eintragen, wann die nächsten Bundeswehrkonzerte in Berlin stattfinden – eines im Dom und eines in der Philharmonie.
Zum Vormerken: Am Donnerstag ab 8.30 Uhr Protestaktion am Brandenburger Tor gegen Afghanistan-Verlängerung!
Ein Gott weiß wie witziges Wortspiel – dass ebenjene Luftwaffe in Afghanistan dazu beiträgt, die eine oder andere Moschee zu treffen, nicht metaphorisch, sondern wörtlich, darüber zerbricht sich bei St. Flecktarn niemand den Schädel. Auch nicht Pfarrer Winfried Onizazuk. Mit ihm sprach einen Tag vor dem „Benefizkonzert“ ein Journalist der jungen Welt (jW), der uns die Infos hier zur Verfügung stellte.
Was da stattfinde, sei „völlig unpolitisch“, sagte der Pfarrer im Gespräch mit junge Welt. Dass er dem Militär eine Propagandaplattform in der Kirche bietet, bereitet ihm keine Probleme: Der Gottesmann ist eigenen Angaben zufolge zwölf Jahre lang „Militärgeistlicher“ gewesen und hat noch heute einen kurzen Draht zur Bundeswehr.
Häretischen Überlegungen wie etwa, dass die Jagdbomber der Besatzer schon manche –islamische – Hochzeitsgesellschaft zersprengt haben, stoßen beim Geistlichen auf Ablehnung: Wenn man ihm so komme, wolle er das Gespräch nicht weiterführen, so der Werbetexter vor dem Herrn gegenüber jW. Überhaupt kennt der Pfarrer die jW als ketzerisch und mahnt: „Man soll keine Feindbilder haben“. Ob er das denn auch den Luftwaffensoldaten sagen werde, damit sie aufhörten, in Afghanistan auf größere Menschenansammlungen zu schießen, fragt jW noch nach – die Antwort ist leider nicht zitierbar. Verständnis für Protestierer, die wie weiland Jesus C. das unerwünschte Gesindel aus dem Tempel jagen könnten, hat der Mann im olivgrünen Talar jedenfalls nicht.
Letzteres hat er heute Abend gezeigt: Kaum hatten die ersten Luftwaffensoldaten in die Hörner geblasen, schritten auch schon zwei ProtestiererInnen nach vorne und entrollten ein Transparent mit der Aufschrift „Unheilige Allianz“. Das sollte an die jahrhundertelange Kollaboration von Kirche mit Staat und Militär erinnern, an Gewalt in Kreuzzügen und Kungelei mit Faschismus. Im Kirchensaal wurden Flugblätter verteilt (einige Zitate weiter unten). Der Pfarrer sagte, er möchte gerne einen „Gottesdienst“ abhalten; auf das Angebot, dass er diesen macht und die AktivistInnen ebenfalls machen lässt, wollte er nicht eingehen. Auf die Frage: „Wollen Sie keine Meinungsfreiheit geben?“ sagte der Heilige Schäfer: „Doch, aber nicht hier“. Das Publikum im Saal reagierte dem Vernehmen nach eher unchristlich-ungeduldig.
Nach der dritten katholischen Aufforderung gingen schließlich die heidnischen TäterInnen, ohne auf dem Scheiterhaufen oder auf der Streckbank gelandet zu sein – und wurden draußen von der weltlichen Gewalt in Form eines Dutzends ziviler Kripobeamter abgegriffen: Personalienfeststellung. Gegen einen Aktiven wird nun wegen „Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz“ ermittelt – man hätte die Aktion in der Kirche wohl anmelden sollen. Auch eine lustige Idee. Die Bullen wollten wohl eben irgendeine Rechtsgrundlage schaffen, um die Daten speichern zu können.
Auszug aus den Flyern:
„Luftwaffe trifft Moschee – in Afghanistan passiert das öfter. Wer die Formel ‚Luftwaffe trifft Kirche’ für ein witziges Wortspiel hält, verhöhnt die Opfer der ganz realen Bombardements, die die Luftwaffe am Hindukusch durchführt.“
„Der angebliche Krieg gegen den Terror hat die Form eines Kreuzzugs angenommen: Ein Kreuzzug für den wahren Glauben an den freien Westen. Kreuzzugshetzer und Waffensegner haben die christlichen Kirchen in ihrer Geschichte zur Genüge hervorgebracht – es ist Zeit, das Gesindel wieder aus dem Tempel zu jagen!“
Vielleicht können welche, die die Termine grad kennen, hier noch eintragen, wann die nächsten Bundeswehrkonzerte in Berlin stattfinden – eines im Dom und eines in der Philharmonie.
Zum Vormerken: Am Donnerstag ab 8.30 Uhr Protestaktion am Brandenburger Tor gegen Afghanistan-Verlängerung!