Wie das ARD-Politikmagazin "Kontraste" erfuhr, existieren interne Lehrbücher, die eindeutig vom Geist der Wehrmacht geprägt sind. Sie werden von Ausbildern benutzt.
In den beiden Büchern mit den Titeln "Einsatznah ausbilden" und "Üben und schießen" wimmelt es von Wehrmachts-Kriegsgeschichten. Im Landser-Jargon werden zum Beispiel die Erlebnisse eines Panzervernichtungstrupps aus dem Jahr 1944 erzählt. Auch werden Wehrmachtsvorschriften und -richtlinien zitiert.
An anderer Stelle wird ein junger Offizier aus dem Jahr 1943 zitiert, der sich über fehlenden "Kampf- und Abwehrwillen" der eingeschlossenen Wehrmachtstruppen in Stalingrad empört.
Ein Ausbilder sagte, solche Bücher seien "ein gefundenes Fressen für eine Klientel, die politisch äußerst rechts orientiert" ist.
Die Bundeswehr sieht keinen Grund zur Aufregung. Der General für die Ausbildung im Heer, Walter Spindler, sagte, jeder Ausbilder müsse "in der Lage sein, die Beispiele in vernünftige Bezugsrahmen zu stellen". Außerdem existierten "militärische Grundwahrheiten auch während der zwölf Jahre eines totalitären Regimes", so Spindler.
Der Militärhistoriker Detlef Bald ist dagegen entsetzt über die Lehrbücher: Sie seien ein absoluter Skandal und verharmlosten die Wehrmacht.
Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung wendet sich indes scharf gegen rechte Umtriebe in der Truppe. So trat er als Ehrenmitglied im "Bund deutscher Pioniere" zurück.
Das teilte sein Sprecher Thomas Raabe dem Magazin "Kontraste" mit. Vorangegangen waren Recherchen, die ergaben, dass auch frühere SS-Mitglieder im Bund deutscher Pioniere organisiert waren und sind.
Zum Zeitpunkt von Jungs Aufnahme als Ehrenmitglied habe der Minister keine Kenntnis von diesen Zuständen gehabt, erklärte Raabe.
Der "Bund der Pioniere" grenzt sich nicht eindeutig von den Traditionen der Wehrmacht ab. So sind auf der Homepage auch zahlreiche Namen von Mitgliedern aufgeführt, die im Zweiten Weltkrieg Hitlers Ritterkreuz erhalten haben.
Unter ihnen sind auch Soldaten von SS-Divisionen wie "Wiking". Auch der frühere SS-Hauptsturmführer Eberhard Heder ist Mitglied im "Bund der Pioniere". Er pflegt bis heute die Kameradschaft der Waffen-SSler.
Kritik an Jung hatte der Grünen-Verteidigungsexperte Winfried Nachtwei geübt. „Die Ehrenmitgliedschaft des Verteidigungsministers im Bund deutscher Pioniere ist ein völlig falsches Signal an die Bundeswehrangehörigen.“ Man müsse von den Soldaten erwarten, dass sie sich nicht in Kontinuität zur Wehrmacht sehen.
Quelle:
de.indymedia.org/2009/04/246819.shtml