Selbst die WASHINGTON POST berichtet zum 7. Jahrestag der Irak-Invasion:
Tausende beim Antikriegs-Marsch der US-Friedensbewegung am 20. März 2010 in Washington, San Francisco und Los Angeles
Von Katherine Shaver
21..03.10
Demonstranten in Washington (Foto: Washington Post)
Am Samstag, dem 7. Jahrestag der US-geführten Angriffs auf den Irak, bewegte sich ein Protestmarsch mit Tausenden von Demonstranten durch die Innenstadt Washingtons. Viele drückten ihre Besorgnis darüber aus, dass die strittige Gesundheitsfürsorge und die düsteren Wirtschaftsaussichten begonnen haben, den Widerstand Geld nicht mehr für die Kriege, sondern gegen die Kriege im Irak und in Afghanistan zu überschatten. Andere Protestierende forderten, das für die Gesundheitsfürsorge, neue Jobs, die notleidenden Kommunen und das Schulsystem auszugeben.
"Ein großer Teil der Antikriegsbewegung war auf die Bush-Administration und ihre Politik im Irak und in Afghanistan fixiert," sagte Brian Becker, der nationale Koordinator der
ANSWER-Koalition, die den Marsch organisiert hat. "Als Bush weg war, dachten Millionen Menschen, dass mit seinem Abgang auch die Kriege zu Ende wären. Stattdessen mussten sie erfahren, dass sie auch ein Jahr danach noch lange nicht zu Ende sind." (
A.N.S.W.E.R. ist eine Abkürzung für "Act Now to Stop War and End Racism".)
Der Marsch begann am Lafayette Square. Um 4 Uhr nachmittags wurden acht Personen
festgenommen, weil sie sich auf dem Gehsteig vor dem Weißen Haus, wo der Marsch endete,
hingelegt hatten. Sergeant David Schlosser von der U.S. Parc Police teilte mit, dass
sie wegen Verstoßes gegen die öffentliche Ordnung mit einer Anklage rechnen müssten,
weil es nach Bundesvorschriften Protestierenden nicht erlaubt sei, vor dem Weißen Haus
zu verweilen.
Der Sergeant sagte, unter den Festgenommenen hätten sich auch die Antikriegs-Aktivistin Cindy Sheehan und Mitglieder einer Gruppe von Veteranen aus den Irak-Krieg befunden. Er erklärte, die Veranstalter hätten von 10.000 Demonstranten gesprochen. Ein Polizist am Straßenrand schätzte die Zahl der Teilnehmer auf 2.500.
Der Protestzug erstreckte sich über vier Häuserblocks; die Demonstranten stellten mit schwarzer Farbe besprayte Pappsärge, die mit irakischen und palästinensischen Fahnen drapiert waren, auf den Gehsteigen vor den Büros der Firma Halliburton und der WASHINGTON POST ab.
Anführer der Gruppen äußerten, damit wollten sie gegen die "Kriegsprofite" der auch im Auftrag des Militärs arbeitenden Firma und die (wohlwollende) Berichterstattung dieser Zeitung über die Kriege protestieren.
Die Demonstranten hefteten auch Zwangsversteigerungs-Bescheide in Poster-Größe an die Eingangstür des Gebäudes der Mortgage Bankers Association (der Vereinigung der Hypothekenbanken) – mit der Begründung, deren räuberische Hypotheken-Eintreibung habe eine Flut von Zwangsversteigerungen verursacht. Der Demonstrationszug hielt ebenfalls am Veterans Affairs Department (am Ministerium für die Angelegenheiten von Kriegsveteranen) an, um nach Angaben führender Personen die "erschreckend unzulängliche Behandlung" zurückgekehrter Kriegsveteranen anzuklagen.
Die Protestierenden trugen Schilder mit Parolen wie "Gesundheitsfürsorge statt Krieg" und "Geld für Schulen, nicht für Bomben" und riefen "Geld für Jobs und Ausbildung und nicht mehr für Krieg und Besetzung!" und "Truppen raus – jetzt!" Bauarbeiter und Touristen sahen dabei zu.
Vor dem Halliburton-Büro zerrissen Protestierende eine Puppe, die den früheren Vizepräsidenten Richard B. Cheney darstellte, und trampelten auf den Stücken herum.
> Bilder siehe:A.N.S.W.E.R.- Homepage
Es gab keine Gegendemonstranten. Die Polizei sperrte um 12.15 Uhr einen Teil des Gehsteigs vor dem Weißen Haus und verbot Mitgliedern einer Gruppe von Irak-Veteranen gegen den Krieg, mit einer Schablone den Namen der Gruppe auf den Gehsteig zu schmieren.
Claire Papell, 21 und Studentin an der State University of New York in New Paltz (im Staat New York), sagte, sie sei über den Verlauf (der Demonstration) enttäuscht. "Mein Studium wird immer teurer, die Menschen leiden, und das ganze Geld fließt in die Kriege," sagte sie, als sich die Demonstranten kurz vor Mittag auf dem Lafayette Square sammelten "Ich meine, dass darüber zu wenig gesprochen wird."
Larry Syverson, 61, ein Geologe aus Richmond, erzählte, drei seiner Söhne seien insgesamt fünfmal im Irak eingesetzt worden. Sein Ältester, Branden Syverson, 38, diene gerade ein ganzes Jahr in Afghanistan. Syverson trug ein Schild mit dem Foto seines Sohnes Branden in Uniform und der Aufschrift: "Bringt meinem Sohn sofort nach Hause!." Er ist beunruhigt, weil er glaubt, die Soldaten seien vergessen.
"Alle reden zur Zeit nur über die Gesundheitsfürsorge, und für die Öffentlichkeit sind das Geld und Jobs die Hauptprobleme," sagte Syverson. "Alle Diskussionen drehen sich nur um diese Probleme. Die Leute müssen daran erinnert werden, dass wir zwei Kriege führen, in denen unsere Lieben kämpfen."
(Wir haben den Artikel, dem deutlich anzumerken ist, wie unwohl sich die Verfasserin gefühlt
hat, weil sie über eine Demonstration gegen die US-Kriege berichten musste, die ihre
Zeitung ansonsten befürwortet, komplett übersetzt und mit Ergänzungen in Klammern und
Hervorhebungen versehen. Die NEW YORK TIMES hat den Protest bisher verschwiegen,
und auch der in der Bundesrepublik zu empfangende US-TV-Sender CNN hat nicht dar -
über berichtet, von deutschen Medien ganz zu schweigen.)
LUFTPOST
Friedenspolitische Mitteilungen aus der
US-Militärregion Kaiserslautern/Ramstein
LP 079/10 – 22.03.10