Mindestens eine Million Kinder weltweit sitzen in Gefängnissen, die meisten von ihnen ohne Gerichtsverfahren. Dies geht aus der ersten umfassenden Bestandsaufnahme des Kinderhilfswerks UNICEF zu Kinderrechts-Verletzungen hervor. Millionen Mädchen und Jungen sind danach Opfer von Gewalt, Ausbeutung und Menschenhandel. Rund 150 Millionen Kinder gehen kaum oder gar nicht zur Schule, weil sie arbeiten müssen. Allein 2007 seien 51 Millionen Neugeborene nicht registriert worden, heißt es in dem Bericht weiter. Ohne Geburtsurkunde aber hätten sie keine Rechte und seien Kriminellen schutzlos ausgeliefert.
Quelle: www.dradio.de/nachrichten/200910061800/8
6. Oktober 2009
Millionen Mädchen und Jungen weltweit sind Opfer von Gewalt, Ausbeutung oder Menschenhandel. 150 Millionen Kinder unter 15 Jahren müssen hart arbeiten und gehen deshalb kaum oder gar nicht zur Schule. Diese Fakten veröffentlicht UNICEF heute (Dienstag) in der ersten umfassenden Bestandsaufnahme zu Kinderrechts-verletzungen weltweit. Der UNICEF-Report zum Kinderschutz trägt Daten aus nahezu allen Ländern der Erde zusammen. Er erscheint wenige Wochen vor dem 20. Jahrestag der UN-Kinderrechtskonvention am 20. November 2009.
In einigen Bereichen verzeichnet der Bericht Fortschritte beim Kinderschutz. Das gesamte Ausmaß der weltweiten Kinderrechtsverletzungen bleibt aufgrund der mangelhaften Datenlage allerdings noch unbekannt. Die wichtigsten Daten aus dem Bericht im Überblick:
- Schätzungsweise 51 Millionen Kinder kamen allein 2007 zur Welt, ohne dass ihre Geburt registriert wurde. In einigen Weltregionen wie im südlichen Afrika werden zwei Drittel aller Kinder nicht registriert; in Somalia und Liberia sind es sogar nur fünf Prozent. Ohne Geburtsurkunde haben Kinder kaum Aussichten auf einen Platz in der Schule und sind krimineller Ausbeutung schutzlos ausgeliefert.
- Mindestens eine Million Kinder sitzen in Gefängnissen - mehr als die Hälfte von ihnen ohne Gerichtsverfahren. Die große Mehrheit dieser Kinder hat keine schweren Verbrechen begangen.
- Mehr als 18 Millionen Kinder wachsen in Familien auf, die aufgrund von Kriegen oder Naturkatastrophen aus ihrer Heimat vertrieben wurden.
- In mindestens 29 Ländern der Erde sind Mädchen durch die Tradition der Genitalverstümmelung bedroht.
- Jedes dritte Mädchen in Entwicklungsländern wird als Kind verheiratet. In den Ländern Niger, Tschad und Mali liegt der Anteil der Kinderheiraten sogar bei über 70 Prozent, in Bangladesch, Guinea und der Zentralafrikanischen Republik sind es mehr als 60 Prozent.
Vor allem in zwei Bereichen zeigt der Bericht Fortschritte beim Kinderschutz auf. So sinkt in vielen afrikanischen Ländern der Anteil der Mädchen, die an ihren Genitalien beschnitten werden. Zudem ist das Heiratsalter von Mädchen in Ländern wie Bangladesch, wo Kinderheiraten weit verbreitet sind, leicht gestiegen.
„Eine Gesellschaft kann sich nicht entwickeln, wenn ihre jüngsten Mitglieder in Kinderheiraten gezwungen, sexuell ausgebeutet und ihrer grundlegenden Rechte beraubt werden“, sagte UNICEF-Direktorin Ann Veneman. „Das Ausmaß der Kinderrechtsverletzungen zu erfassen ist ein erster Schritt, um eine Umgebung für Kinder zu schaffen, in der sie geschützt aufwachsen und sich entwickeln können.“
UNICEF identifiziert in seinem Bericht fünf Handlungsschwerpunkte innerhalb einer Strategie für mehr Kinderschutz: die Verbesserung von Schutzsystemen, die Förderung sozialen Wandels, bessere Schutzmaßnahmen bei Katastrophen, breite Bündnisse zwischen Regierungen, Zivilgesellschaft und Unternehmen sowie bessere Datenerhebungen.