Der generelle Trend der letzten 15 Jahre zu weltweit weniger Kriegen und bewaffneten Konflikten hielt auch 2009 an. Gegenüber dem Vorjahr verringerte sich deren Zahl um insgesamt fünf auf nunmehr 34.
Damit wurde der niedrigste Stand seit 1993 erreicht. Bezogen auf die Zahl der Kriege blieb diese gegenüber 2008 unverändert und war zuletzt Anfang der 1960er Jahre geringer. Im Vergleich zum Vorjahr wurden acht kriegerische Konflikte beendet. Umgekehrt eskalierten zwei Kriege und ein bewaffneter Konflikt neu. Der Höhepunkt des Kriegsgeschehens seit 1945 wurde nach den Daten der AKUF 1992 mit damals 55 Kriegen erreicht. Diese Zahl hat sich bis 2009, wo noch 26 Kriege gezählt wurden, mehr als halbiert. Nicht ganz so deutlich sank die Gesamtzahl der Kriege und bewaffneten Konflikte, die 1993 erstmals mit 63 erfasst wurde, auf nunmehr 34. Dieser Rückgang ist trotz einiger Schwankungen und zwischenzeitlicher Wiederanstiege insbesondere in den Jahren 1997 und 2005 vergleichsweise kontinuierlich verlaufen.
Einen Trend für die Zukunft kann man aus der Entwicklung der letzten Jahre allerdings nicht ableiten. Einerseits lässt sich das Entstehen neuer Kriege kaum verlässlich voraussagen. Andererseits deutete sich in einer Reihe von Kriegen im Jahr 2009 die Chance auf ein Ende oder zumindest ein Nachlassen der Kampfhandlungen an. Die Vergangenheit lehrt aber, dass aus solchen positiven Signalen nicht unbedingt die weitere Entwicklung gefolgert werden kann. Der Rückgang der Zahl der Kriege widerspricht allerdings einigen populären Thesen der letzten Jahre recht deutlich: Sogenannte ethnische Konflikte sollten, da es in ihnen um Fragen der Identität und weniger um verhandelbare Interessen geht – so die Annahme – schwieriger zu lösen sein. Auch der Rückgriff auf wertvolle Ressourcen wie Gold und Diamanten sollte zu Kriegsökonomien führen, in denen die Konfliktparteien eher ein Interesse am Fortführen des Krieges als an dessen Beendigung hätten. Diese Annahmen werden durch die Datenlage zum Kriegsgeschehen seit Ende des Ost-West-Konflikts nicht gestützt.
Wolfgang Schreiber: Kriege und bewaffnete Konflikte 2009. Erster Überblick. In: AKUF Analysen 8/2009 (Auszug). Universität Hamburg, Institut für Politikwissenschaft, Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF)
AKUF-Website: http://www.akuf.de