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Bremen '80: Ein Rückblick, um wieder nach vorne zu schauen
Habt ihr noch Helme im Keller?

Bremen '80:
Von militanten Aufbrüchen und antimilitaristischem Widerstand


- Ein Rückblick, um wieder nach vorne zu schauen.-

Wehrpflichtige beim Eid

Am 6. Mai 1980 wurde der 25. Jahrestag des Natobeitritts der BRD mit einem öffentlichen Rekrutengelöbnis im Bremer Weserstadion gefeiert. Es kam zu breiten Protesten und vehementem militanten Widerstand, die dieses Ereignis zu einem Schlüsselmoment Bremer wie bundesweiter außerparlamentarischer Politik werden ließen. Zum 30. Jahrestag der "Schlacht am Osterdeich" findet vom 3. bis zum 11. Mai eine Veranstaltungsreihe in Bremen statt.

Mit einem Blick zurück wollen wir dabei auf die Hochphase der Antikriegsbewegung und zu den Anfängen einer undogmatischen, autonomen Bewegung zurückschauen. Damit wollen wir zur Aneignung unserer eigenen Widerstandsgeschichte beitragen. Jenseits von Mythenbildung und Idealisierung, wollen wir so zur (Wieder)Aneignung unserer eigenen, linksradikalen Widerstandsgeschichte beitragen. Mit einem weiteren Blick, diesmal nach vorne, wollen wir deshalb die Brücke ins Jahr 2010 und darüber hinaus schlagen. Deutschland ist wieder im Krieg und Bremen einer der wichtigsten nationalen Rüstungsstandorte. Autonome und linksradikale Politik ist derweil schon lange in der Defensive, auch wenn in jüngster Zeit hier und da Gegentendenzen auszumachen sind. Im Wissen um unsere kollektive Geschichte und Erfahrungen wollen wir daher einen Anknüpfungspunkt schaffen, um über unsere Motivationen, unsere Strategien, unsere Organisierung und unsere Aktionsformen zu streiten.

Aber wir wollen doch auch ein wenig feiern. Feiern, daß es trotz dreißig und mehr Jahren der Repression, trotz einem scheinbaren Ende der Geschichte und in Zeiten der gefühlten Ohnmacht immer noch Menschen gibt, die sich nicht abfinden und klein kriegen lassen, die widerständig waren, sind und bleiben, die nicht aufgeben für ihre Utopie einer solidarischen und herrschaftsfreien Welt zu leben und zu kämpfen.

Macht das Brett vor eurem Kopf zur Waffe!


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Montag, 3. Mai. 2010

STÖRMANÖVER - AUTONOMER ANTIMILITARISMUS HEUTE
19:00h, Paradox
Strategien gegen die Militarisierung der Gesellschaft
Ausbau zivil-militärischer Zusammenarbeit, Bundeswehr im
Inneren, Aufbau einer neuen europäischen Sicherheitsarchitektur,
Krieg......Widerstand! Referentinnen verschiedener aktueller Kampagnen und Initiativen gegen Krieg und Militarismus stellen ihre Arbeit vor; anschließend: (Podiums)Diskussion zu den Perspektiven antimilitaristischer Politik in der Gegenwart.


Dienstag, 4. Mai 2010
UNTERM PFLASTER LAG DER WESERSTRAND (Teil 1)
19:00h, Paradox
Die Schlacht am Osterdeich - Über die gesellschaftspolitische
"Großwetterlage" und die Situation der damaligen linken Szene in Bremen. Motivation, Strategie, Bündnisse und die Ereignisse des 6. Mai 1980. Eine Gesprächsrunde von, mit und für alte & junge Linksradikale und solche, die es mal waren oder noch werden wollen.


Mittwoch, 5. Mai 2010

MORDSMÄßiG PRODUKTIV: BREMEN UND DER KRIEG IM 21. Jahrhundert
20:00h, Infoladen
Das kleinste Bundesland ist einer der größten Rüstungsstandorte der BRD - mit internationaler Bedeutung. Firmen wie EADS, Atlas, Rheinmetall oder OHB produzieren für aktuelle und kommende Kriege, für die weltweit intervenierende Bundeswehr und die militarisierte Flüchtlingsabwehr. Dazu gibt es viele Details und Hintergründe von Lühr Henken und Vertreter_innen des Bremer Bündnis gegen FRONTEX.


Donnerstag, 6. Mai 2010

KONZERT MIT STROM UND WASSER
20:00h, Paradox
Die Band um Totalverweigerer Heinz Ratz spielt eine fröhliche
apokalyptische Mischung aus Samba und Punk, Walzer und Rock,
Tango und Ska gemischt mit tiefschwarzem Humor, der den Blick hinter die polierten Fassaden unserer Gesellschaft wirft.


Samstag, 8. Mai 2010

KONZERT MIT CONEXION MUSICAL + Feuerchen

20:00h, Wagenplatz Querlenker
unkommerzieller Hip-Hop mit guten Texten + Vokü & bewegende Bilder von damals


Montag, 10. Mai 2010
AUFRUHR, WIDERSTAND - ES GIBT KEIN RUHIGES UNILAND
19:00h, Uni Bremen, Neues GW3
Nach den Ereignissen des 6. Mai 1980 befand der Bremer Polizeipräsident in einer Brandrede zu Sicherheitslage der Stadt, daß mit dem "Naturschutzpark Universität" ein rechtsstaatlicher Freiraum entstanden sei, in dem sich linke Minderheiten  - vor Überwachungs- und Zugriffsmaßnahmen durch Polizei und VS geschützt - immer weiter radikalisierten. Diese Polemiken positiv wendend wollen wir uns von ehemaligen Profs, Wimis und Studis von Theorie und Praxis der Bremer Reformuni berichten lassen und fragen, welche Rolle und Bedeutung sie in der Stadt für linke Politik, Kampagnen und auch Ereignisse wie den 6. Mai '80 hatte.


Dienstag, 11. Mai 2010

UNTERM PFLASTER LAG DER WESERSTRAND (Teil 2)

19:00h, Paradox
Geburtsstunde von was? - Über den Wandel und die Entwicklung
linksradikaler Politik und Kämpfe Anfang der '80er in Bremen und darüber hinaus, über das Konzept von Autonomie und die Unbeständigkeit und Kontinuität autonomer Politik. Eine Gesprächsrunde von, mit und für alte & junge Linksradikale und solche, die es mal waren oder noch werden wollen.


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Veranstaltet von der AG 6. Mai 1980.

In Kooperation mit: Anares, ak militarismus, AStA Uni Bremen, endofroad, Freizi Friesenstraße e.V., Infoladen Bremen, La Rage, Meßstelle für Arbeits- und Umweltschutz Bremen, Kommunikationszentrum Paradox, planlos, Rosa Luxemburg Initiative Bremen, Sielwallhaus und noch einer autonomen Gruppe.

Kontakt: 6mai@riseup.net



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Kalenderblatt - 6.5.1980:

Randale bei Bundeswehrfeier

Beim Verlesen der Nachrichten am Morgen des 7. Mai 1980 unterlief der Sprecherin von Radio Bremen ein bezeichnender Fehler: "Bei der Verteidigung von 1.200 Bundeswehrrekruten ist es gestern Abend zu schweren Krawallen gekommen." Kurze Pause - dann korrigierte sie sich: "Verzeihung, bei der Vereidigung."

So falsch war die erste Formulierung eigentlich nicht gewesen. Am Abend zuvor war im selben Sender die aufgeregte Stimme eines Reporters zu hören, der live aus der Umgebung des Bremer Weser-Stadions berichtete: "Das ist wie Krieg hier!"

Was war passiert? Das Bremer Weser-Stadion sollte am Abend des 6. Mai 1980 Austragungsort der zentralen Feier zum 25. Jahrestag des Beitritts der Bundesrepublik Deutschland zur NATO sein. Programmpunkte: Eine Ansprache des damaligen Bundespräsidenten Karl Carstens, die traditionelle militärische Zeremonie mit dem Namen "Großer Zapfenstreich" sowie das Gelöbnis von 1.200 jungen Wehrpflichtigen, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.



Säbelraseln über militärisches Brimborium

Bremen war vom damaligen Bundesverteidigungsminister Hans Apel ausgewählt worden, weil dort 25 Jahre zuvor das erste öffentliche Gelöbnis in der Geschichte der Bundeswehr stattgefunden hatte. Bremens damaliger Bürgermeister Hans Koschnick, ein Sozialdemokrat, hatte dem Wunsch Apels zugestimmt.

Hierfür hatte Koschnick von der eigenen Parteibasis schon in den Tagen zuvor heftig Prügel bezogen: Die beiden SPD-Unterbezirke Bremen-West und Bremen-Ost, die Jungsozialisten, die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen sowie die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, sie alle hatten Beschlüsse gegen die Feier im Weser-Stadion gefasst. Von "militärischem Brimborium" und von in Krisenzeiten "unverantwortlichem Säbelrasseln" war darin die Rede.

Stichwort Krisenzeiten - zur Erinnerung: Vier Monate zuvor waren einerseits sowjetische Truppen in Afghanistan einmarschiert und die NATO hatte andererseits ihren historischen Doppelbeschluss gefasst: Nachrüstung atomarer Mittelstreckenraketen falls die Sowjetunion nicht innerhalb einer bestimmten Frist ihre vergleichbaren Systeme verschrotten würde. Beides zusammen, Invasion in Afghanistan und Doppelbeschluss hatten zu einer neuen Eiszeit zwischen Ost und West geführt.

Die angemeldete Demonstration eskaliert

"Vor diesem Hintergrund", so hatte Bürgermeister Koschnick schriftlich an seine Partei-Gliederungen appelliert, "würde ich es nicht nur für politisch schädlich, sondern geradezu für gefährlich ansehen, wenn durch sozialdemokratische Beschlüsse in Bremen der Eindruck vermittelt würde, dass wir in dieser Phase schwieriger Politik nicht hinter den Bestrebungen der von Helmut Schmidt geführten Bundesregierung stehen."

Auch der damalige Bundesverteidigungsminister Hans Apel hatte sich schriftlich an die Bremer Genossen gewandt. Unmittelbar vor der ablehnenden Beschlussfassung des Bezirksverbandes Bremen-Ost telegrafierte Apel: "Wenn es im Weser-Stadion zu Krawallen kommen sollte, schadet das sicherlich unserer Friedenspolitik und führt angesichts dieser zentralen Veranstaltung zu weltweitem Echo. Die SPD darf mit derartigen Vorkommnissen nichts zu tun haben."

Mit "Krawallen" ist das, was sich dann am Abend des 6. Mai 1980 um das Bremer Weser-Stadion herum abspielte, nur unzureichend beschrieben: Aus der von Jusos, Jungdemokraten, Gewerkschaftsjugend, kirchlichen Gruppen sowie den Studentenvertretungen der Bremer Hochschulen angemeldeten Demonstration mit über 8.000 Teilnehmern lösten sich schon nach kurzer Zeit mehrere Hundert gewaltbereite Extremisten.

Gewaltorgie und störungsfreies Rekruten-Gelöbnis

Steine flogen und Molotow-Cocktails, Straßenbarrikaden wurden errichtet, Streifenwagen und Bundeswehrfahrzeuge gingen in Flammen auf. Im Kampf - Mann gegen Mann - prügelten Polizeibeamte und Randalierer mit Gummiknüppeln auf der einen und Zaunlatten und Eisenstangen auf der anderen Seite aufeinander ein. Bilanz der in Bremen noch nie da gewesenen Gewaltorgie: 257 zum Teil lebensgefährlich verletzte Polizisten und Soldaten, 50 verletzte Demonstranten, Sachschäden von nahezu einer halben Mio. Euro.

Das Rekruten-Gelöbnis selbst ging praktisch störungsfrei über die Bühne, nachdem Bundespräsident, Verteidigungsminister und Bremer Bürgermeister aus Sicherheitsgründen per Hubschrauber ins Weser-Stadion geflogen worden waren.

Für die CDU/CSU-Opposition in Bonn waren die Bremer Vorfälle natürlich ein gefundenes Fressen: Franz-Josef Strauß, damals Kanzlerkandidat, konnte sich über einen brutalen Angriff auf die bundesdeutsche Gesellschaft erregen, der damalige Oppositionsführer Helmut Kohl der SPD-Führung vorwerfen, sie habe weder Mut noch Kraft, sich gegen die Linken in der eigenen Partei durchzusetzen. Für einen Sieg der Union reichte es indessen weder bei den fünf Tage später stattfindenden Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen noch bei den Bundestagswahlen im Herbst.

Politisches Menetekel

Für die SPD allerdings war Bremen ein Menetekel: Erstmals hatte sich hier der Unmut der Parteibasis mit dem außen- und sicherheitspolitischen Kurs der Regierung Schmidt manifestiert - eine Entwicklung, die zweieinhalb Jahre später nicht unwesentlich zum Machtverlust der SPD in Bonn beitrug.


Autor: Felix Steiner

Quelle:

www.kalenderblatt.de/index.php 

 

dpa
Barrikaden zum Eid: In Bremen sollten am 6. Mai 1980 öffentlich 1220 Bundeswehr-Rekruten vereidigt werden. Doch die Veranstaltung wurde von heftigen Ausschreitungen begleitet. Militante Demonstraten zündeten Autos an und errichteten Straßensperren. Die traurige Bilanz: 257 zum Teil lebensgefährlich verletzte Polizisten und Soldaten, 50 verletzte Demonstranten und enormer Sachschaden.

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Ankündigungen (siehe: Aufrufe und Einladungen)  
  Zur Zeit sind Soldaten der Bundeswehr in folgenden Ländern im Einsatz:

Kosovo, Bosnien und Herzegowina, Georgien, Afghanistan, Usbekistan ,Sudan
Horn von Afrika (Djibouti) und vor den Küsten Libanons und Somalias

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Zahlreiche Werbetermine der Bundeswehr findet ihr unter:

www.kehrt-marsch.de

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