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Handbuch für den Kampf der Kulturen
18.07.2009 / Wochenendbeilage / Seite 1
www.jungewelt.de/2009/07-18/001.php

 

Gespräch mit Stefan Weidner. Über Islam und Aufklärung, die Diskursherrschaft des Westens und ein Handbuch für den Kampf der Kulturen

 

»Das Selbstmordattentat ist aus der Not geboren«


Stefan Weidner (geb. 1967 in Köln) studierte Islamwissenschaften, Germa­nistik und Philosophie in Göttingen, Damaskus, Berkeley und Bonn. Er arbeitet als Übersetzer und Literaturkritiker. Seit 2001 ist er Chefredakteur der vom Goethe-Institut herausgegebenen Zeitschrift Fikrun wa Fann. Er hat die Dichter Adonis und Mahmud Darwisch aus dem Arabischen übersetzt
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Interview: Thomas Wagner

Bestens ausgerüstet auf dem Weg in den Krieg –
            kroati
Bestens ausgerüstet auf dem Weg in den Krieg – kroatische und US-amerikanische Soldaten vor ihrer Verlegung nach Afghanistan (26. Februar 2009)

Sie haben ein Handbuch für den Kampf der Kulturen verfaßt. Das hört sich kriegerisch an. Was soll das?

Ich wollte einen schlagenden und auf den ersten Blick provozierenden Titel haben. Wenn ich mir die Debatten der Gegenwart anschaue, vermisse ich zwei Dinge: Erstens die Anerkennung dessen, daß wir in einem Kulturkampf stecken. Zweitens eine Perspektive auf diesen Kulturkampf, die nicht sofort schon wieder an diesem Kampf teilnehmen will, sondern mit einem gewissen Abstand auf das schaut, was geredet, publiziert usw. wird. Das Handbuch, die Gebrauchsanweisung will die verschiedenen Positionen von einer übergeordneten Perspektive aus erklären, ihnen möglichst gerecht werden und sie nachvollziehbar machen. Das soll den Leser in die Lage versetzen, sich souverän eine Meinung zu bilden, ohne in die gängigen rhetorischen Fallen zu tappen, die auf jeder Seite des Kampfes immer wieder gestellt werden.

Können Sie ein paar der wichtigsten Positionen in einem solchen Kulturkampf nennen?

Die Verteilung der Lager ist relativ unübersichtlich. Wir können ein paar Hilfsbegriffe einführen und mit ihnen versuchen, die Situation zu klären. Geht es um die Auseinandersetzung mit dem Islam, dann könnten Begriffe greifen wie »Kulturrelativisten«, das sind Leute, die behaupten, jede Kultur ist unterschiedlich, und es gäbe keine oder nur sehr wenige allgemeine menschliche Werte. Ihnen stehen die »Universalisten« gegenüber, die das Gegenteil behaupten und sagen, es gäbe Werte, die für alle Menschen geltend zu machen sind. Das ist in der Auseinandersetzung mit dem Islam ein geeignetes Instrument, um die Fronten zu teilen zwischen denen, die sagen: »Wir sind tolerant zum Islam und versuchen die muslimische Position, so weit uns das irgend möglich ist, zu akzeptieren«, und jenen, die sagen: »Nein. Es gibt eine klare Sammlung von Werten, denen wir uns verpflichtet fühlen und die im übrigen universell gültig sind, so daß wir davon keine Abstriche machen.«

Nennen Sie dafür doch mal ein Beispiel.

Ein aktuelles Beispiel ist die Fatwa zu Salman Rushdie, die vor zwanzig Jahren verhängt wurde. Rushdie hat den Roman »Die Satanischen Verse« geschrieben, in dem er unter anderem den Propheten Mohammed auftreten läßt und in Versuchung führt. Das ist ein historisches Kapitel, das auch von Koran-Kommentatoren erwähnt wird. Rushdie stellt einen Moment der Schwäche in der Geschichte des Propheten dar, auf eine Weise, die von traditionellen Gläubigen als häretisch oder zumindest pietätlos empfunden werden kann. Vor diesem Hintergrund hat Ajatollah Khomeini (1902–1989) ein sogenanntes religiöses Rechtsgutachten erlassen, in dem steht, daß der gebürtige Muslim Rushdie vom Islam abgefallen sei, weil er den Propheten beleidigt hat. Das heißt, er gehört nicht mehr der Gemeinschaft der Gläubigen an und ist daher praktisch vogelfrei. Das Urteil ist vielfach mißverstanden worden. Es geht nicht darum, daß jemand den Propheten beleidigt hat. Wenn ich den Propheten beleidige, interessiert das die Muslime erst einmal nicht besonders. Das theologische Problem im Islam ist, daß ein Muslim etwas macht, was ihn in den Augen eines Rechtsgelehrten aus der Gemeinschaft der Gläubigen ausschließt. Damit ist er ein Apostat und als solcher zum Tode zu verurteilen. Die entscheidende Frage ist jetzt, wie wir damit umgehen. Akzeptieren wir die religiösen Gefühle anderer – nicht das Todesurteil, das kann man meiner Ansicht nach nur für abscheulich halten – und sagen, daß Rushdie sich anders hätte verhalten sollen oder sagen wir, daß die Freiheit des Worts über allem steht. – Diese zwei Stoßrichtungen könnte man verschieden ausfalten und intensivieren. Nun gab es im Westen keine Stimmen, die Rushdie verurteilt haben, aber es gab Stimmen, die Verständnis für die muslimische Position geäußert haben.

Zum Beispiel die Islamwissenschaftlerin Annemarie Schimmel.

Die allerdings kein Verständnis für das Todesurteil hatte. Das muß man unterscheiden. Dennoch haben sich gegen Schimmels Verständnis viele gewehrt und gesagt, dafür darf man gar kein Verständnis haben. Eigentlich gab es im Westen einen Konsens, daß das Todesurteil nicht akzeptabel ist. Von rechtsgerichteten Publizisten wurde aber eine Spaltung konstruiert, die daran besteht, daß derjenige, der den Muslimen ein bißchen Verständnis entgegenbringt und dafür wirbt, ein wenig vorsichtiger zu sein, nun als Gegner der Meinungsfreiheit insgesamt konstruiert wird. Diese Spaltung setzt sich bis heute fort. Das ist der Keim des Kulturkampfes, wie er unsere Gesellschaft heute noch teilt in diejenigen, die sagen: »Zero Tole­rance«, und diejenigen, die sagen: Vielleicht ist es doch gut ein wenig relativistischer zu sein und vom Islam nicht zu verlangen, daß er gleich genauso wird wie wir.

Was die Null-Toleranz-Position betrifft, gibt es gegenwärtig ja eine Zuspitzung. Da behauptet ein Udo Ulfkotte die schleichende Islamisierung Europas: »So verschwinden in England etwa Sparschweine aus den Sparkassen, weil diese angeblich ›den‹ Islam beleidigen. In den Alpenregionen fordern Muslime auf den Gipfeln neben das ›Gipfelkreuz‹ künftig auch jeweils einen ›Gipfelhalbmond‹ zu stellen. In den Niederlanden gibt es an staatlichen Schulen Klassenfahrten nur für muslimische Schüler – nach Mekka. In Italien wurde 2006 der erste Badestrand nur für Muslime eröffnet und in Deutschland wird vorsorglich eine Oper abgesetzt, weil die Inszenierung möglicherweise Muslime beleidigen könnte. Von einer Welle des Erfolgs getragen verändert die Muslimbruderschaft in Europa Stück für Stück unsere Freiheitlich Demokratische Grundordnung und höhlt das Grundgesetz immer weiter aus.«

Da werden Einzelfälle mit hohem Symbolwert aus verschiedenen europäischen Ländern verallgemeinert und zu einer allgemeinen Tendenz erklärt. Die Operngeschichte ist nun ganz und gar auf dem Mist der westlichen Islamphobie gewachsen. Die Oper wurde nicht aufgrund konkreter Drohungen abgesetzt, sondern weil sich jemand eingebildet hat, man würde doch jetzt aller Wahrscheinlichkeit bedroht werden. Man baut argumentativ ein Bedrohungsszenario auf, indem man so tut, als wäre der gesamte Islam ein Tabuthema, das man nicht behandeln darf. So entsteht eine Paranoia, und dann macht jemand eine Oper, und die Leute denken, jetzt kommen die Muslime und werden das Opernhaus sprengen. Die Oper wird abgesetzt und das Bedrohungszenario wird wahr, weil wir uns vom Islam einschüchtern lassen, ohne daß an dieser Geschichte auch nur irgend ein Muslim beteiligt ist. Das ist ein sich selbst verstärkender Prozeß, eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, ohne jegliche muslimische Beteiligung. Was natürlich nicht heißt, daß es keine Muslime gäbe, die mitunter absurde Forderungen stellen. Aber wenn die britischen Banken ihre Sparschweine abschaffen, dann liegt es vielleicht daran, daß sie gerade in einem Viertel tätig sind, wo besonders viele Muslime sind und es für die vielleicht netter ist, ein Sparkamel einzurichten. Darin sehe ich keine Bedrohung freiheitlicher Grundwerte. Wenn die Banken das finanziell für opportun halten, sollen sie es bitte machen.

Sie benutzen in Ihrem Buch den Begriff »Gegenwartsstau« in bezug auf den Islam.

Stefan Weidner
Stefan Weidner
Das Wort Islam bezeichnet einen Begriff, der die Gesamtheit dessen umfaßt, was in der Geschichte seit der Entstehung des Islam bis heute und im gesamten geografischen Raum des Islam von der westlichen afrikanischen Küste bis Indonesien inklusive der muslimischen Einwanderer hier geschieht. Viele Publizisten tendieren dazu, diesen Sammelbegriff Islam für ein pauschal bewertbares Ding zu halten, in dem sie zum Beispiel sagen: »Der Islam ist antidemokratisch. Der Islam ist gewalttätig. Der Islam ist frauenfeindlich.« Natürlich mit dem Tenor, daß wir das nicht oder nicht mehr sind. Abgesehen davon, daß das ohnehin problematisch ist, einen komplexen Begriff wie den Islam so pauschal zu qualifizieren, tun wir das vor einem Hintergrund von Werten, die wir selbst erst seit sehr, sehr kurzer Zeit überhaupt offensiv als unsere propagieren. Noch vor 70 Jahren war in unserem Land keiner dieser Wertvorstellung auch nur im Ansatz mehrheitsfähig. Wir können uns aller dieser Werte, nehmen wir zum Beispiel Frauenemanzipation, in der Bundesrepublik frühestens seit 1968 wirklich rühmen. Wenn wir also den Islam dafür verurteilen, daß er frauenfeindlich ist und unsere ach-so-großen Errungenschaften in der Emanzipation dafür anführen, dann gerät völlig aus dem Blick, daß wir bis vor kurzem selbst keine vergleichbaren Werte hatten. Ich glaube, die Schweiz hat Mitte der 70er Jahre erst das Frauenwahlrecht eingeführt. Noch heute liegt die Berufung von Frauen auf Professorenstellen nur bei zehn bis 15 Prozent. Wir können nicht sagen: »Wir sind gut und der Islam ist blöd«, wenn wir eine Entität, die 1400 Jahre und riesige geografische Räume umfaßt, mit unserem gerade vielleicht ein paar Jahrzehnte alten Selbstverständnis vergleichen. Umgekehrt wird jemand, der aus dem Islam auf uns schaut, Europa vor allem mit seiner viele hundert Jahre dauernden, sehr kriegerischen Geschichte wahrnehmen. Wer von außen auf Europa guckt, wird zwei blutige Weltkriege sehen, die wir verschuldet haben, und er wird bis zum Jugoslawien-Krieg in den 90er Jahren ein zersplittertes, blutiges und kriegsbereites Europa finden. Hinzu kommt, daß wir zur Zeit kein islamisches Land haben, das gegen ein anderes islamisches Land Krieg führt. Die Amerikaner haben dagegen einen Krieg gegen den Irak geführt. Die NATO hat einen Krieg gegen Restjugoslawien geführt, u.s.w.

Die beiden Kernargumente, die ich immer wieder von denen höre, die den Westen in den Himmel heben, sind: Der Keim der Freiheit war schon immer in der westlichen Zivilisation angelegt. Deshalb ist sie heute demokratisch. Dagegen war schon immer der Keim der Despotie in den nichtwestlichen Gesellschaft vorhanden. Das sieht man heute in den islamischen Staaten.

Wenn man so argumentiert, setzt man eine Geschichtsphilosophie wie die von Hegel voraus, die annimmt, daß die Geschichte linear progressiv vorgeht und sich der wahre Kern mit der Zeit durchsetzt. Ich bin, was ein solches im Grunde sehr eitles Geschichtsbild betrifft, sehr skeptisch. Erst vor sechzig Jahren war das Abendland ja praktisch untergegangen, jedenfalls für das Selbstverständnis vieler Europäer

Der Motor in diesem Geschichtsbild ist die Aufklärung, die der Freiheit zum Durchbruch verhilft. Islamischen Ländern spricht man jegliche Form der Aufklärung ab.

Das ist einer der gängigen Vorwürfe gegen die islamische Welt: Daß der Islam keine Aufklärung kenne, während wir dieselbe mit Erfolg durchgemacht haben. Man muß aber erst einmal definieren, was die Aufklärung ist. In der Regel geschieht dies so, daß wir stillschweigend voraussetzen, daß Aufklärung genau das ist, was wir in Europa beginnend mit dem 18. Jahrhundert kennengelernt haben. Also vor allen Dingen eine Religionskritik, eine Kritik an der Hegemonie des Christentums, an Aberglauben, Vorurteilen und dergleichen. Mit diesem sehr klar definierten Bild von Aufklärung sehen wir uns dann die Geschichte der anderen Zivilisationen an und stellen natürlich fest, das es das dort so nicht gab. Wir finden keine identische Bewegung in ähnlich großem Stil, die genau das gleiche bewirkt hat. Unsere Perspektive führt zu einer Verzerrung: Wir beobachten heute, daß es woanders eine Aufklärung nicht gibt und schließen daraus, daß es eine solche Bewegung dort prinzipiell nicht gegeben hat. Wir schließen also von der Gegenwart auf die Geschichte. Dabei übersieht man zweierlei: Zum einen gibt es natürlich in der islamischen Welt Bewegungen, Schriftsteller und Denker, die ganz ähnliches gesagt haben wie die westlichen Aufklärungsphilosophen. Der Unterschied ist nur, daß sich diese Bewegungen und Denker nicht auf breiter gesellschaftlicher Front durchgesetzt haben und daß ihr Wirken offenbar nicht zu demselben Ergebnis geführt haben wie bei uns. Daraus wird dann geschlossen, es habe keine Aufklärung im eigentlichen Sinne gegeben, weil etwas anderes daraus geworden ist als bei uns. Der zweite Aspekt ist der, daß man, wenn man Aufklärung definiert, sie per se schon einmal in einem europäischen Kontext definiert, das heißt, es wäre ja auch eine Aufklärung denkbar, die anders verläuft, andere Elemente aufweist, anderes kritisiert, als die Aufklärung bei uns. Wenn wir Aufklärung als das definieren, was es in Europa gab, ist es ganz klar, daß wir Aufklärung außerhalb Europas nicht finden können. Man müßte also Aufklärung anders zu definieren versuchen. Ein Beispiel dafür wäre: Statt davon auszugehen, daß Aufklärung notwendigerweise von der Religionskritik ausgeht, könnte man Aufklärung auch als Selbstkritik an eingefahrenen Denkmustern begreifen, Dann nämlich könnte auch die Religion zu einem Element der Aufklärung werden. In der islamischen Welt begann im 18. und 19. Jahrhundert eine gesellschaftliche Emanzipationsbewegung, freilich nicht als Religionskritik, sondern als Wiederbelebung der Religion, die die einfachen Menschen, also die Nichtherrschenden, in den Stand versetzt hat, die Herrschenden zu kritisieren und die zugleich im Kampf gegen den westlichen, christlichen Kolonialismus identitätsstiftend wirkte. Denn wenn man den Kolonialismus kritisiert, möchte man das natürlich nicht mit den Mitteln des Kolonialismus tun. Wenn der Kolonialist also herkommt und sagt: »Ihr seid ja unzivilisiert. Wir möchten euch erst einmal aufklären«, dann wird derjenige, dem das widerfährt, seine Aufklärung natürlich nicht genau da suchen, wo der Kolonialist sie gefunden hat und aggressiv vertritt, sondern wird sich fragen, was ihm seine eine Kultur (und damit womöglich eben Religion) bietet, um sich gegen den Angriff gegen ihn zu wehren.

Nun könnten Kritiker einwenden, daß dies ja gerade das Schlimme ist. Es geht immer nach dem Muster der Taliban gegen die Vorboten der Zivilisation, auch wenn sie sich in Gestalt des Kolonialismus verbrecherisch verhalten haben.

Was Sie jetzt gesagt haben, enthält ja implizit eine Rechtfertigung des Kolonialismus. Sie unterstellen ja, daß der Kolonialismus die Zivilisation gebracht hat. Das hat er aber nicht getan. Er hat sich nur selber so dazustellen versucht. In Wirklichkeit ist er ein reines Unterdrückungssystem. Er ist rassistisch. Das würde wahrscheinlich nicht einmal Henryk M. Broder leugnen. Ohne den Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan, ohne die massive westliche Militärhilfe für die Mudschaheddin, die Vorgänger der Taliban, gäbe es die Taliban als militärischen Faktor heute gar nicht.

Sie vergleichen den Technosoldaten, der ein unbemanntes Flugzeug steuert, das irgendwo Bomben abwirft, mit dem Selbstmordattentäter. Oft wird in den Medien von »feigen Selbstmordanschlägen« gesprochen. Dagegen wird das Etikett »feige« den Technokriegern des Westens nie angeheftet.

Daran erkennt man die Diskursherrschaft des Westens. Die äußert sich in kleinen netten Adjektiven. Natürlich ist der Commander einer Drohne, der in irgendeinem Rechenzentrum sitzt und über Afghanistan seine Bomben abwirft, feige. Selbst wenn sie auf den Köpfen der Taliban landet. Oft tut sie das aber nicht, sondern zerstört den Bus irgendeiner Hochzeitsgesellschaft. Das zeigen unsere Medien nicht, aber sehr wohl diejenigen in der islamischen Welt – was meinen Sie, was dadurch für ein wenig schmeichelhaftes Bild vom Westen entsteht. Aber natürlich ist auch der Selbstmordattentäter feige, wenn er in hinterlistiger Weise gezielt Zivilisten trifft. Das ist ein Aspekt, der das Selbstmordattentat für mich als militärisches Mittel inakzeptabel macht.

Wenn sie den Selbstmordattentäter mit den militärischen Mitteln ausstatten würden, die ihn in die Lage versetzten, einen konventionellen Krieg gegen seine Gegner zu führen, dann bin ich mir freilich ziemlich sicher, daß die meisten Kämpfer dies vorziehen würden. Auch das Selbstmord­attentat, so verurteilenswert es ist, ist aus der Not geboren, weil die Widerstandsbewegungen gar nicht über konventionelle militärische Mittel verfügen.

Viele Gegner des Islam legen heute Wert darauf, nicht zwischen Islam und Islamismus bzw. zwischen Islam und Fundamentalismus zu unterscheiden. Zum Beispiel erinnert Henryk M. Broder »die Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus« an die »Unterscheidung von ›Terror‹ und ›Terrorismus‹«.

Das verstehe ich nicht. Er wird doch wohl auch zwischen normalen Protestanten und protestantischen Fundamentalisten oder zwischen gemäßigten und radikalen Katholiken unterscheiden können. Wenn sie den Islam mit dem gewaltbereiten Islamismus gleichsetzen – nicht jeder Islamismus ist übrigens gewaltbereit –, dann ist das so, als ob sie die fahnenschwenkenden Deutschen bei der Fußball-WM mit kriegsbereiten Faschisten gleichsetzen würden. Wenn man Broder, Ulfkotte, Raddatz und wie sie alle heißen in hundert Jahren liest, wird man sich über die kaputtlachen. Man wird dann wahrscheinlich sagen: »Das waren Ironiker erster Güte, die nur vergessen haben, die kleinen Anführungszeichen anzubringen, aus denen hervorgeht, daß sie das alles nicht ernst meinen, was sie schreiben.« Wenn man den Broder als Persiflage liest, ist der hochgradig komisch.

 
Ankündigungen (siehe: Aufrufe und Einladungen)  
  Zur Zeit sind Soldaten der Bundeswehr in folgenden Ländern im Einsatz:

Kosovo, Bosnien und Herzegowina, Georgien, Afghanistan, Usbekistan ,Sudan
Horn von Afrika (Djibouti) und vor den Küsten Libanons und Somalias

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Zahlreiche Werbetermine der Bundeswehr findet ihr unter:

www.kehrt-marsch.de

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